Hongkonger Aktivistin Chow nach sieben Monaten auf freiem Fuß

Hongkonger Aktivistin Chow nach sieben Monaten auf freiem Fuß
Agens Chown, 24-jährige Hongkonger Kämpferin für Demokratie, wurde nach sieben Monaten aus Gefängnis entlassen.

Nach rund sieben Monaten im Gefängnis ist die Hongkonger Demokratie-Aktivistin Agnes Chow wieder auf freiem Fuß. "Die Tortur ist endlich vorüber", schrieb die 24-Jährige nach ihrer Freilassung am Samstag im Online-Dienst Instagram. Chow war wegen ihrer Beteiligung an den pro-demokratischen Protesten des Jahres 2019 inhaftiert worden. Sie gilt als enge Mitstreiterin des ebenfalls zu einer Haftstrafe verurteilten Aktivisten Joshua Wong.

Medienrummel

Aufnahmen zeigten, wie Chow  von Medienvertretern umringt das Gefängnis verließ. Ein Youtube-Video zeigt, wie die junge Frau bedrängt wurde und nur unter Mühe mit einem Auto von ihren Vertrauten weggebracht werden konnte.

Gegenüber den Journalisten äußerte sich die 24-Jährige überhaupt nicht. Bei Instagram schrieb sie später, die Haft habe sie geschwächt und sie wolle sich ausruhen. Chow hatte sich der Demokratie-Bewegung in Hongkong bereits als Jugendliche angeschlossen und gehört zu deren bekanntesten Gesichtern.

Hongkonger Aktivistin Chow nach sieben Monaten auf freiem Fuß

Gewaltiger Medienrummel um Freilassung von Agnes Chow in Hongkong

Chows Freilassung fiel mit dem zweiten Jahrestag einer Demonstration zusammen, bei der Tausende Menschen vor dem Hongkonger Parlament gegen die Verabschiedung eines Gesetzes protestiert hatten, das erstmals Auslieferungen nach Festland-China erlaubt hätte. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Gummigeschosse ein, um die Menschenmenge zu zerstreuen.

Massenproteste

Das Vorgehen der Polizei heizte damals die Stimmung in der Finanzmetropole weiter auf. Zeitweise beteiligten sich Hunderttausende Menschen an den Kundgebungen, die sich zunehmend zum Protest gegen Pekings wachsenden Einfluss in Hongkong insgesamt entwickelten. Im Laufe der Monate schlugen die Proteste immer häufiger in Gewalt um. Die Behörden gingen mit zunehmender Härte gegen die Aktivisten vor; die Führung in Peking verunglimpfte die Demonstranten als Handlanger "ausländischer Kräfte".

Als Reaktion auf die Massenproteste verabschiedeten die chinesischen Behörden im vergangenen Jahr ein sogenanntes Sicherheitsgesetz, das den Behörden in Hongkong ein hartes Vorgehen gegen alle Aktivitäten erlaubt, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit Chinas bedrohen. Verstöße können mit lebenslanger Haft bestraft werden.

Auf der Grundlage des umstrittenen Sicherheitsgesetzes laufen Ermittlungen gegen mehr als hundert Menschen, darunter auch gegen Chow. Anklage gegen sie erhoben wurde deswegen jedoch nicht. Andere prominente Vertreter der Demokratiebewegung, etwa der inhaftierte Medienunternehmer Jimmy Lai, wurden dagegen wegen angeblicher Verstöße gegen das Sicherheitsgesetz bereits angeklagt.

Inzwischen werden Demonstrationen in Hongkong von den Behörden weitgehend unterdrückt. Trotzdem flammen immer wieder kleinere Proteste auf. So hatten Anfang Juni tausende Hongkonger Kerzen in ihre Fenster gestellt oder ihre Handys aufleuchten lassen, um an die brutale Niederschlagung der pro-demokratischen Proteste am Tiananmen-Platz in Peking vor 32 Jahren zu erinnern.

Die große Kundgebung, die anlässlich des Gedenktags normalerweise jährlich stattfindet, hatten die Behörden verboten.

Auch an diesem Wochenende befürchtete die Polizei wegen des Jahrestags der Demonstration vor dem Hongkonger Parlament offenbar Proteste; ein Großaufgebot der Polizei befand sich in Alarmbereitschaft. Bereits am Freitag hatte die Polizei zwei Aktivisten einer studentischen Protestgruppe festgenommen, die zu einer nicht genehmigten Demonstration am Samstagabend aufgerufen haben sollen.

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