Hongkong-Aktivist: „Wollen freie Bürger sein und in Würde leben“
Der KURIER traf Johnson Yeung, einen Freund des zunächst verhafteten und später freigelassenen Aktivisten Joshua Wong. Der Anwalt machte sich direkt nach dem Gespräch zum Polizeirevier auf, um Wong zu vertreten.
KURIER: Herr Yeung, warum haben Sie sich den Protesten gegen die Regierung und Peking angeschlossen?
Johnson Yeung: Für die Freiheit Hongkongs. Denn in den vergangenen zwölf Jahren hat die autoritäre Welle aus China Hongkong ergriffen: Die Redefreiheit wurde eingeschränkt, Aktivisten wurden verschleppt. Wir wollen freie Bürger sein und in Würde leben.
Wie wollen Sie das erreichen?
Hongkong ist nur eine Stadt, die gegen das mächtigste Regime der Welt, China, kämpft. Unsere Strategie ist es, Unterstützung aus der ganzen Welt zu sammeln. Es wäre eine Stärkung der globalen Demokratie, wenn wir diese Solidarität bekämen.
Wird aus dem Ausland Unterstützung kommen?
Ich hoffe, dass die EU sich stark positioniert – immerhin hat das EU-Parlament beschlossen, keine Ausrüstung für die Hongkonger Polizei mehr zu liefern. Das ist ein Beginn, doch die EU sollte auch darüber nachdenken, Polizeioffiziere, die auf ihre Bürger feuern lassen, zu sanktionieren. Die EU hätte diese Möglichkeiten auf bilateraler Ebene, und das wären die notwendigen Druckpunkte. Wir brauchen die EU und andere internationale Gemeinschaften.
Gibt es für Sie Unterschiede zwischen den Regenschirmprotesten 2014 und jetzt? Zwei große Unterschiede: Damals gab es eine Führung, heute sind es mehrere Interessensgruppen. Das heißt, wir sind viel breiter aufgestellt. Zweitens: Die Zustimmung für die Proteste liegt bei 70 Prozent. Die große Mehrheit der Gesellschaft ist für uns. In jedem demokratischen Land wäre die Regierung schon weg.
Montag beginnt ein Uni-Streik. Was steckt dahinter? Die öffentlichen Unis werden indirekt von Peking aus gelenkt – es gibt immer mehr pekingtreue Mitglieder in Top-Positionen. Im Zuge der Proteste kann es gut sein, dass Professoren, die der Regierung kritisch gegenüberstehen, entlassen werden.
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