Heikle Mission für Österreicherin

Lunacek in Honduras, dem Land mit der höchsten Mordrate weltweit
Mit Ulrike Lunacek leitet erstmals heimische EU-Mandatarin ein EU-Wahlbeobachter-Team.

Der Job ist nicht ungefährlich, aber er ist reizvoll, und vor allem ist er auch eine Anerkennung der Arbeit österreichischer EU-Politiker. Denn erstmals wurde eine heimische Europa-Parlamentarierin als Leiterin einer EU-Wahlbeobachter-Mission ins Feld geschickt: Die grüne Ulrike Lunacek setzte sich gegen einen konservativen Kollegen aus Spanien durch und wird die Präsidentschafts- und Kongresswahlen am kommenden Sonntag in Honduras überwachen – dem Land mit der höchsten Mordrate weltweit.

„Ich war Mitte Oktober einmal dort, um mir ein Bild zu machen“, sagt Lunacek, die sich seit Wochenbeginn in dem spanischsprachigen mittelamerikanischen Land aufhält, zum KURIER. Sie habe damals Vertreter der Zivilgesellschaft und fast alle Spitzenkandidaten getroffen. Ein Gespräch mit dem Quereinsteiger Salvador Nasralla, der seine „Anti-Korruptionspartei“ erst 2011 gegründet hatte, kam nicht zustande: „Der TV-Moderator war zu der Zeit mit dem Fußball-Nationalteam auf Jamaika, um das WM-Ausscheidungsspiel zu kommentieren, das Honduras gewann“, erzählt die grüne Mandatarin, die Spanisch studiert hat und seit 20 Jahren mit einer Peruanerin liiert ist und so die Sprache auch privat pflegt.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Echte Chancen auf das höchste Amt im Staat dürfte der Journalist Nasralla nicht haben. Dieses Match wird zwischen Juan Orlando Hernandez und Xiomara Castro entschieden. Letztere ist die Ehefrau von Manuel Zelaya, der vor vier Jahren im Pyjama aus dem Präsidentenpalast gejagt worden war. Ihm war die zu große Nähe zum mittlerweile verstorbenen sozialistischen Autokraten Venezuelas, Hugo Chavez, zum Verhängnis geworden. Hernandez ist der Kandidat der regierenden Konservativen. Deren Popularität nach dem Umsturz ist aber inzwischen verflogen.

„Wenn es zwischen den beiden knapp werden sollte, ist die Gefahr groß, dass die unterlegene Partei von ,Wahlbetrug‘ spricht. Dann könnte es kritisch werden“, warnt Lunacek, die nebenbei auch die undurchsichtige Wahlkampf-Finanzierung kritisiert. Sie hat bereits eine potenzielle Sollbruchstelle im Wahlprozedere geortet: „Die Ergebnisse werden von den Wahllokalen per Internet an die Zentrale übermittelt und dort veröffentlicht. Es gibt jetzt schon Stimmen, die meinen, dass dieses System manipuliert werden könnte.“

Die größten Probleme Honduras’ sieht die EU-Abgeordnete in der hohen Kriminalität (ganze Stadtviertel werden von Jugendbanden, den Maras, kontrolliert), im Drogenhandel, der zusätzlich für Gewalt sorgt, und in der ungerechten Verteilung des Reichtums (70 Prozent der acht Millionen Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze).

Den Wahltag wird Ulrike Lunacek in der Hauptstadt Tegucigalpa verbringen – und einen Abstecher in die zweitgrößte Stadt des Landes, San Pedro Sula, machen. Letztere gilt als besonders heißes Pflaster, weswegen die Security für die EU-Beobachter massiv hochgefahren wird.

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