Höcke bei Pegida-Kundgebung in Dresden: Tausende protestierten
Die islam- und ausländerfeindliche Pegida-Bewegung hat zu ihrer 200. Kundgebung am Montagabend viel Gegenwind bekommen: Nach übereinstimmenden Schätzungen von Beobachtern kamen insgesamt etwa 2500 bis 3000 Menschen zu zwei Gegendemonstrationen auf den Dresdner Neumarkt vor der Frauenkirche.
Unterstützt wurde der Protest unter anderem vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden, der Katholischen Kirche sowie der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen. Die Gegendemonstranten befanden sich in Sicht- und Hörweite der Pegida-Versammlung.
Höcke als Hauptredner
Auf der anderen Seite erwies sich der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke als Hauptredner bei Pegida als Zugpferd. Etwa 4000 Pegida-Anhänger feierten den Wortführer des völkisch-nationalen Flügels seiner Partei. Bei der Jubiläumsveranstaltung zum 200. "Abendspaziergang" bedeutete das mehr Zuspruch im Vergleich zu den vorangegangenen Monaten. Pegida-Chef Lutz Bachmann begrüßte Höcke nach eigenem Bekunden nicht selbst auf der Bühne, weil das vom AfD-Bundesvorstand nicht erwünscht gewesen sei.
Höcke, der auch Parteivorsitzender in Thüringen ist, hat immer wieder deutlich gemacht, dass er die ausländerfeindliche Pegida-Bewegung schätzt. 2016 sagte er in einer Parteitagsrede: "Ohne sie wäre die AfD nicht, wo sie ist. Ich sage danke."
Drei Kundgebungen
Insgesamt hatte die Polizei auf dem Neumarkt drei Kundgebungen parallel abzusichern. Auf Absperrungen wurde verzichtet, so dass die Lager nur durch Reihen von Polizisten und Ordnern getrennt waren. Dennoch blieb alles friedlich. Neben dem Bündnis „Dresden Nazifrei“, das regelmäßig gegen Pegida demonstriert, hatten erstmals auch die Kreisverbände der CDU und der FDP gemeinsam mit den großen Kirchen, den Jüdischen Gemeinden und der Sächsischen Bibliotheksgesellschaft zum Protest aufgerufen.
„Wir überlassen eben nicht denjenigen den öffentlichen Raum, die offen Rechtsextremismus, die offen Hass, die offen Menschenfeindlichkeit auf diesem Platz betreiben“, sagte der sächsische CDU-Generalsekretär Alexander Dierks. Pegida spreche oft von Gewaltlosigkeit: „Aber Gewalt beginnt nicht eben nicht erst mit Taten, Gewalt beginnt mit Worten.“
Sprechchöre pro und contra Pegida
Der mehrfach vorbestrafte Pegida-Frontmann Lutz Bachmann verortete die selbst ernannten „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ in der „konservativ-bürgerlichen Mitte“ und sprach von einer Bürgerbewegung, die ihresgleichen sucht. Er geißelte „Politikverbrecher“ in Berlin und Brüssel, was von der Menge mit Sprechchören wie „Volksverräter“ und „Widerstand“ quittiert wurde. Höcke ging auch auf die aktuellen Ereignisse in Thüringen ein und warf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in diesem Zusammenhang einen „Putsch“ gegenüber den Verfassungsorganen des Freistaates Thüringen vor. Deshalb habe man Strafanzeige gegen sie gestellt.
Keine Zusammenstöße
Die Polizei bilanzierte am Abend ein friedliches Demonstrationsgeschehen. Etwa 50 junge Leute hatten mit einer Blockade den üblichen „Abendspaziergang“ der Pegida-Anhänger verhindern wollen - allerdings an einer Stelle, an der Demonstrationszug gar nicht vorbeikommen sollte.
Die Pegida-Bewegung war im Herbst 2014 in Dresden entstanden und hatte sich nach wenigen Monaten gespalten. Bachmann brachte Pegida auf einen Rechtskurs. Später verlor die Bewegung stark an Zuspruch, zuletzt versammelten sich nur noch wenige Hundert Anhänger in der Dresdner Innenstadt. Zudem fanden die Kundgebungen nicht mehr jede Woche statt.
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