Anschlag auf Kommandant: Hisbollah-Chef kündigt Vergeltung an

Anschlag auf Kommandant: Hisbollah-Chef kündigt Vergeltung an
Der Chef der Hisbollah kündigt Vergeltung für den tödlichen Anschlag auf Fuad Shukr an.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah kündigt eine starke und effektive Vergeltung für den tödlichen Anschlag auf den Militärkommandant der Miliz Fuad Shukr an.

Unabhängig von den Konsequenzen werde der israelische Angriff nicht unbeantwortet bleiben, sagte Nasrallah in einer Ansprache. Niemand im Libanon oder im Ausland könne erwarten, dass der Angriff im Süden Beiruts als ein gewöhnlicher Angriff eingestuft werde.

Israel hat sich zu dem Angriff auf Shukr bekannt, der vor einer Woche in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt getötet wurde.

Hisbollah-Chef: "Unsere Vergeltung wird kommen"

Nasrallah, bezeichnet das Hinauszögern des angekündigten Vergeltungsschlags gegen Israel als "Teil der Strafe". In einer Videobotschaft sagte der Generalsekretär der Gruppe vor Tausenden Anhängern in der libanesischen Hauptstadt Beirut: "Das israelische Warten ist Teil der Vergeltung und Teil des Kampfes." Er betonte: "Unsere Vergeltung wird kommen. Nichts wird uns davon abhalten, egal, wie die Konsequenzen aussehen."

Die Reaktion werde "stark und effektiv" sein. Ein Vergeltungsschlag könnte zusammen mit anderen Gruppen der sogenannten "Achse des Widerstands" erfolgen, oder auch allein, sagte er. Der Begriff bezieht sich auf den Iran und dessen Verbündete, darunter neben der Hisbollah auch Milizen im Irak, in Syrien und die islamistische Hamas im Gazastreifen. Es handle sich um eine "große Schlacht". Nasrallah betonte, nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismali Hanija in Teheran sei der Iran zu einer Reaktion verpflichtet.

"Das Ziel des Kampfes besteht darin, den Sieg Israels zu verhindern", so Nasrallah. Die Hisbollah handelt nach eigenen Angaben in Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen.

Angriff mit Iran auf Israel denkbar

Die Hisbollah verfügt über etwa 150.000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörper. Im Vergleich zum letzten offenen Krieg mit Israel 2006 hat sie ihr Arsenal damit etwa um das Zehnfache ausgeweitet und könnte Israel deutlich stärker treffen.

Nach Israels Tötung von Kommandant Shukr in Beirut vergangene Woche hatte Nasrallah bereits zuvor Vergeltung angekündigt. Es besteht die Befürchtung eines großen Angriffs der Hisbollah gemeinsam mit dem Iran auf Israel. Der Iran und die Hamas machen Israel auch für die Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt verantwortlich.

Die Hisbollah im Libanon und Israel liefern sich etwa seit Beginn des Gazakriegs im Oktober tägliche Feuergefechte. Dabei wurden mehr als 120 Zivilisten getötet, die meisten davon auf der libanesischen Seite.

Schallenberg ruft Iran zur Zurückhaltung auf 

In einem Telefonat auf Initiative seines iranischen Amtskollegen Ali Bagheri Kani rief Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) den Iran zur Zurückhaltung auf. Eine Eskalation durch einen Angriff auf Israel hätte unabsehbare Folgen für die Sicherheit und Stabilität Irans, der Region und weit darüber hinaus, sagte Schallenberg Dienstagabend. Er betonte, dass ein um sich greifender Flächenbrand unter allen Umständen verhindert werden müsse. Der einzige Ausweg sei eine Verhandlungslösung für Gaza, denn nur damit könne den Geiseln in den Händen der Hamas und der notleidenden Zivilbevölkerung geholfen werden. 

Wie es aus dem Außenministerium hieß, befindet sich der österreichisch-israelische Familienvater Tal Shoham noch immer unter den Geiseln. Schallenberg nutzte das Gespräch außerdem, um erneut mit Nachdruck auf die Freilassung eines im Iran inhaftierten österreichischen Staatsbürgers hinzuwirken.

US-Bemühungen zur Deeskalationsvermeidung

Unterdessen gingen die diplomatischen Bemühungen der US-Regierung weiter, eine Eskalation in der Region zu vermeiden. US-Präsident Joe Biden telefonierte separat mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und dem katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani. In den Gesprächen sei es auch um die Verhandlungen zu einem Geisel-Deal zwischen Israel und der islamistischen Terrorgruppe Hamas gegangen, die "nun eine letzte Phase erreicht" hätten, teilte das Weiße Haus weiter mit. 

Die Gesprächspartner seien sich einig gewesen, dass dieser Prozess "so schnell wie möglich" abgeschlossen werden müsse. Die indirekten Verhandlungen über ein solches Abkommen zwischen Israel und der Hamas kommen seit Monaten nicht von der Stelle. Da beide Seiten nicht direkt miteinander verhandeln, vermitteln die USA, Ägypten und Katar. Eine Gesprächsrunde einer israelischen Delegation mit ägyptischen Unterhändlern endete am Wochenende in Kairo ohne Ergebnisse.

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