Wie der britische Guardian berichtet, soll die katarische Herrscherfamilie nur Tage nach den Hamas-Massakern am 7. Oktober den Kontakt zu Israel und den USA aufgenommen haben, um sich als Vermittler mit der Hamas-Führung anzubieten. Ismail Haniyya, der Kopf der Terrororganisation, hält sich schließlich seit Jahren in Katar auf.
Der ägyptische Geheimdienst bot sich als unabhängiger Kanal zur Hamas-Führung in Gaza an, er hatte schon in der Vergangenheit erfolgreich zwischen Israels Regierung und den Terroristen verhandelt.
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Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll zu diesem Zeitpunkt aber noch zu keinerlei Verhandlungen bereit gewesen sein, stattdessen intern das militärische Ziel vorgegeben haben, die Hamas „ein für alle Mal zu vernichten“. Auch Angehörige der israelischen Geiseln traf Netanjahu bisher nur zweimal, was ihm viel Kritik vonseiten der Opposition einbrachte.
Biden forderte von Netanjahu, der Befreiung der Geiseln höher Priorität einzuräumen
In den USA war man über diese Haltung nicht glücklich, berichtet die Washington Post. US-Präsident Joe Biden hatte zu diesem Zeitpunkt schon mehrfach mit Familien der Geiseln telefoniert und ihnen Unterstützung zugesichert. Bei seinem ersten Treffen mit Netanjahu pochte Biden darauf, der Freiheit der Geiseln Priorität einzuräumen.
Im Hintergrund verhandelte ein US-Expertenteam deshalb über Katar und Ägypten weiter mit der Hamas. Die Terroristen sollen früh angeboten haben, Geiseln freizulassen, wenn die USA im Gegenzug Israel von einer Feuerpause überzeugen würden. Das Weiße Haus forderte einen Beweis, dass die Hamas überhaupt liefern kann. So kam es zur Freilassung von jeweils zwei US-israelischen Doppelstaatsbürgerinnen am 22. und 24. Oktober.
Damit war die Verhandlungsbasis für einen umfassenderen Deal gegeben. Schon am nächsten Tag soll das heutige Abkommen (s. Infokasten) in Grundzügen vereinbart worden sein. Einzig die israelische Regierung war nicht überzeugt – und forderte eine Liste mit den Namen der 50 freizulassenden Geiseln sowie Beweise für deren Gesundheit.
Die Hamas lieferte nicht. Ohne eine Waffenpause, so die Terroristen, könnten sie den Zustand der Geiseln inmitten des israelischen Bombenhagels nicht überprüfen. Mehrfach, etwa nach einem Luftangriff auf das Flüchtlingslager Jabalia, verweigerte die Hamas tagelang die Kommunikation.
Netanjahu zu Biden: "Wir brauchen diesen Deal"
In Israel stieg inzwischen der Druck auf Netanjahu. Immer öfter protestierten Angehörige der Geiseln öffentlich, die Stimmung im Land drehte sich. Irgendwann soll er Biden angerufen und gesagt haben: "Wir brauchen diesen Deal."
Der US-Präsident rief den Emir Katars, Tamim bin Hama al-Thani, an und erhöhte den Druck auf die Hamas: Wenn die nicht innerhalb von 24 Stunden die geforderten Informationen zu den Geiseln liefern würde, wäre der Deal vom Tisch, so Biden. Diesmal lieferte die Hamas.
Abgesehen vom Samstag, als die Hamas die Übergabe der Geiseln um mehrere Stunden verzögerte, lief die Feuerpause weitestgehend ab wie vereinbart. Deshalb, so heißt es, seien beide Seiten dazu bereit, den Deal um einige Tage zu verlängern.
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