Guttenbergs Weihnachtsgrüße an Söder: „Nicht von Strauß’ Format“
Der oft so laute Markus Söder mag die stille Zeit. Sie erinnere ihn an Kindheit, Familie und Tradition, ließ er kürzlich via Facebook wissen. Mit der besinnlichen Stimmung in seiner Partei, die ihn noch am Montag einstimmig für den Parteivorsitz nominiert hatte, dürfte es aber nun vorbei sein. Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der zuletzt einige Gastspiele bei österreichischen Politikern gab, kritisierte gleich in zwei Interviews, mit FAZ.net und der Kleinen Zeitung, den Parteichef in spe.
Kurz zusammengefasst: Weltmann Guttenberg befürchtet die Regionalisierung der Partei durch Provinzmann Söder. So vermisst er Akzente in der Außen- und Sicherheitspolitik („ein Schwerpunkt der CSU“) und zweifelt an Söders’ Format („Das intellektuelle und internationale Format eines Franz Josef Strauß oder eines Theo Waigel erreicht Markus Söder noch nicht“). Dann stichelt er gegen die mangelnde Aufarbeitung der Wahlniederlage vom Herbst, wo die CSU die absolute Mehrheit verloren hat. Da sei vieles nicht geklärt worden, so Guttenberg. Damit trifft er durchaus einen Nerv in der CSU – denn die von vielen eingeforderte und versprochene Analyse blieb bisher aus. Vielmehr kündigte Söder kürzlich mit seiner Bewerbung für den Parteivorsitz „Seelenarbeit“ an, „um viele wieder miteinander zu versöhnen“.
Klar, die vergangenen Jahren waren geprägt vom Konkurrenzkampf zwischen ihm und Horst Seehofer. Nach wie vor gibt es in der CSU Zweifel, ob Söder wirklich integrieren kann. Auch Guttenberg zweifelt – allerdings an Söders Fähigkeit zur Empathie: „Das war in den vergangenen 20 Jahren nicht gerade das herausragendste Wesensmerkmal von Markus Söder.“ Mit solchen charakterlichen Diagnosen fiel bisher nur Seehofer auf, der Söder einst auf der Weihnachtsfeier „Schmutzeleien“ vorwarf.
"Keine Ambitionen"
Was also treibt Guttenberg an, derart auszuteilen? Es ist kein Geheimnis, dass Seehofer den Ex-Hoffnungsträger, der über eine Plagiatsaffäre zu seiner Doktorarbeit stolperte, weiter gerne auf der Polit-Bühne gesehen hätte. 2017 holte er den in den USA lebenden Ex-Politiker für einige Wahlkampfauftritte zurück, schwärmte von dessen politischen Fähigkeiten ("Guttenberg spielt in einer eigenen Liga"). Ein Comeback à la Friedrich Merz, der am Dienstag ankündigte, sich einen Ministerposten zuzutrauen, wiegelte Guttenberg aber ab. Er habe „keine Ambitionen“, sagte er in der FAZ. Der faire Wettbewerb um den CDU-Parteivorsitz gefiel ihm aber, „das würde der CSU auch gut tun“. Auf solche Weihnachtsgrüße hätte Söder wohl gerne verzichtet.
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