Türkei warnt USA vor Zerwürfnis

Der Ton um die Gülen-Auslieferung wird rauer. Seit dem Putschversuch wurden 16.000 Haftbefehle erlassen.

Die türkische Regierung hat die USA gewarnt, die Beziehungen nicht für den islamischen Prediger Fethullah Gülen zu opfern. "Wenn die USA (Gülen) nicht ausliefern, werden sie ihre Beziehungen zur Türkei für einen Terroristen opfern", sagte Justizminister Bekir Bozdag am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Ankara.

Die Türkei dringt auf die Auslieferung des 75-jährigen Geistlichen, den sie für den gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli verantwortlich macht. Die US-Regierung fordert aber konkrete Beweise dafür, dass Gülen in den Umsturzversuch verwickelt war. Die Türkei hatte mehrere Dossiers über Gülen nach Washington geschickt. Vertreter der US-Seite sind laut einem Bericht des "Wall Street Journal" bisher aber nicht von der Stichhaltigkeit der Beweise überzeugt.

Gülen ist der Gründer der Hizmet-Bewegung, die weltweit ein Netzwerk aus Schulen, Nachhilfeeinrichtungen, Stiftungen und Medien betreibt. Ankara wirft der Bewegung vor, Polizei, Militär, Justiz und andere staatliche Einrichtungen unterwandert zu haben. Gülen war früher ein Verbündeter des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan.

16.000 Haftbefehle erlassen

Seit dem Putsch wurden Zehntausende mutmaßliche Gülen-Anhänger aus dem Staatsdienst entlassen oder festgenommen. Bozdag sagte weiter, die Zahl der Verdächtigen in Untersuchungshaft nach dem Putschversuch sei inzwischen auf rund 16.000 gestiegen. Foltervorwürfe, die unter anderem von Amnesty International erhoben worden waren, wies Bozdag erneut entschieden zurück.

Bozdag fragte, wie die USA in einem ähnlichen Fall reagieren würden. "Was wäre, wenn es einen versuchten Mordanschlag auf Obama gebe, während er mit seiner Frau und Kindern im Urlaub ist, wenn das Weiße Haus bombardiert würde, Panzer Menschen niederfahren, Soldaten aus Helikoptern auf Menschen schießen und der verantwortliche Terroristenführer in der Türkei wäre", fragte Bozdag. Die USA müssten handeln, bevor die Stimmung bei den Türken in Hass umschlage.

Der Putschversuch vom 15. Juli wurde nach Ansicht der Türkei von Gülen in Auftrag gegeben. Vergangene Woche wurde ein Haftbefehl gegen ihn erlassen.

Kommentare