Er bezieht sich auf die Ankündigung des neuen Ministers für öffentliche Gesundheit und Prävention, Andrew Gwynne. Bei einer Podiumsdiskussion am Rand der Labour-Konferenz in Liverpool ließ Gwynne wissen, dass die Regierung eine „Verschärfung der Öffnungszeiten“ von Bars und Kneipen prüfe. Die Labour-Partei sei „weder die Spaßpolizei“ noch eine „Supernanny“; die Maßnahmen würden aus moralischen und wirtschaftlichen Gründen erwogen. Denn aktuell würden 60 Prozent des NHS-Budgets für vermeidbare Krankheiten aufgewendet werden; darunter fallen auch alkoholbedingte Erkrankungen.
Konsequenz der frühen Sperrstunde
Doch verkürzte Öffnungszeiten führen nicht zwangsläufig zu vermindertem Alkoholkonsum, argumentieren Kritiker: „Der Grund, warum wir so schnell und dadurch vielleicht zu viel trinken, ist weil die Pubs doch jetzt schon um 23 Uhr schließen“, sagt Brad Stevens. „Außerdem“, ergänzt Peter Edwards, der im „Scholar’s Arms“ einen Tisch weiter sitzt, „brauchen Pubs, wenn sie überleben möchten, weniger Beschränkungen, nicht mehr.“
Denn die Situation ist bereits kritisch: Allein in der ersten Jahreshälfte 2024 mussten in England und Wales durchschnittlich 50 Pubs pro Monat schließen.
Laut Immobilienunternehmen Altus Group sank die Gesamtzahl der Kneipen, einschließlich derjenigen, die leer stehen oder zur Vermietung angeboten werden, bis Ende Juni auf nunmehr 39.096. Zum Vergleich: Während der Blütezeit im Jahr 1870 gab es in Großbritannien noch 115.000 Pubs im Land.
Pub-Ketten schließen, Gastronomen brauchen Zubrot
Selbst die Gastronomie-Kette Wetherspoon, die aufgrund ihrer erschwinglichen Preise stets gut gefüllt ist, wird bis Ende des Monats 17 weitere Filialen sperren. Diese Schließungen kommen zusätzlich zu den 14 verkauften Pubs von diesem Jahr und den 41 vom vergangenem.
Peter Edwards nickt, die Zahlen verwundern ihn nicht. „Unser Sohn kann es sich nicht leisten, sein Pub gemeinsam mit seiner Frau zu führen. Er muss nebenbei als Elektriker arbeiten, um genug Geld zu verdienen.“
Zumindest die vorverlegte Sperrstunde könnte noch abgewendet werden. Der öffentliche Aufschrei nach Gwynnes Ankündigung war so groß, dass sowohl das Gesundheitsministerium als auch Pat McFadden, Kanzler des Herzogtums Lancaster, die Gerüchte dementiert haben. „Das Pub“, sagte Pat McFadden zur BBC, „ist ein wichtiger Teil des britischen Lebens.“
Mögliches Rauchverbot im Außenbereich
Und doch könnte eine weitere Gesundheitsmaßnahme den Gastronomen das Geschäft einmal mehr erschweren. Die Regierung prüft, das hat Premier Keir Starmer bereits betätigt, eine Ausweitung des Rauchverbots auf die Außenbereiche von Pubs, Bars und Restaurants.
Das Verbot wäre Teil einer Serie von Maßnahmen, die das Rauchen schrittweise verbieten sollen. Dabei könnten Personen, die ab Januar 2009 geboren sind, das Rauchen komplett untersagt werden. Die Labour-Partei greift damit einen Vorschlag des früheren konservativen Premiers Rishi Sunak auf.
Tabakkonsum ist im Vereinigten Königreich die häufigste vermeidbare Todesursache und für 80.000 Todesfälle im Jahr verantwortlich.
Doch, wie soll die Umsetzung konkret aussehen, fragt sich Nicky Edwards. „Sagen wir, man sitzt im Pub und eine rauchende Bekannte kommt vorbei. Darf sie dann stehen bleiben? Muss der Wirt sie bestrafen?“
„Lächerlich!“, urteilt Peter Illingworth einmal mehr. „Als 2007 das Rauchverbot kam, haben Gastronomen viel Geld in die Erweiterung ihrer Außenbereiche gesteckt, um die Raucher dort bewirten zu können. Sollen sie dieses Geld umsonst investiert haben? Und diese Konsumentengruppe nun komplett verlieren?“
Kommentare