Konkret möchte der englische Premier ein schleichendes Rauchverbot einführen. All jenen, die 2009 oder später geboren sind, will er das Rauchen komplett verbieten. Alle, die derzeit legal Tabak kaufen können, würden dies auch weiterhin tun können.
Niemals rauchen dürfen
„Einem heute 14-Jährigen wird niemals legal eine Zigarette verkauft werden“, sagte Sunak vergangenen Herbst auf dem Tory-Parteitag in Manchester. Die Generation soll komplett rauchfrei aufwachsen. Das Gesetz werde „mehr Leben retten als jede andere Entscheidung, die wir treffen könnten“, argumentierte Sunak. „Als Premierminister habe ich die Pflicht, das zu tun, was ich langfristig für unser Land für richtig halte.“
74.800 Todesfälle durchs Rauchen
Die Zahl der Raucher ist in Großbritannien zwar stetig rückläufig und befindet sich aktuell bei 12.9 Prozent (in Österreich sind es 24,3 Prozent).
Doch immer noch sind rund 74.800 Todesfälle pro Jahre in Großbritannien auf das Rauchen zurückzuführen. Zigarettenkonsum ist die häufigste Ursache für Lungenkrankheiten. Und laut Verein „Action On Smoking And Health“ gehen 3 von 20 Krebserkrankungen und 6 von 20 Krebstodesfällen auf das Rauchen zurück.
Großes Lob für Sunaks „mutiges Handeln“ gab es seit der Ankündigung von der NGO "Cancer Research" oder dem Verein „Stop Smoking London“. Eine YouGov-Umfrage im Februar zeigte, dass sich 71 Prozent der erwachsenen Briten für ein derartiges Verbot aussprechen.
Neuseeland nahms zurück
Doch ist eine Umsetzung realistisch? Ein fast identischer Plan hätte in Neuseeland unter der damaligen Labour-Premierministerin Jacinda Ardern in Kraft treten sollen.
Doch der nachfolgende konservative Premierminister Christopher Luxon, vormals Fluglinienchef, zog das Gesetz 2023 wieder zurück.
In England hat der Vorschlag das britische Unterhaus erreicht. Gegenwind schlägt Sunak erwartungsgemäß vor allem aus den eigenen Reihen entgegen, steht ein Tabakverbot doch im Kontrast zu der - von den Torys sonst so gelobten - freien Marktwirtschaft.
Sunaks Parteikollegen legen sich quer
„Was wird sein Vermächtnis sein? Das Rauchen zu verbieten?“, wird ein skeptischer Minister in Politico zitiert. „Ist das wirklich die Art, wie er in Erinnerung bleiben will?“
Penny Mordaunt, Vorsitzende des Unterhauses, hat wiederum Sorge, das Gesetz könnte einen Präzedenzfall für das Verbot anderer ungesunder Praktiken schaffen.
Und die konservative Wirtschaftsministerin Kemi Badenoch erklärte: „Menschen, die mit nur einem Tag Abstand geboren sind, haben damit dauerhaft unterschiedliche Rechte.“ Ist der Geburtstag am 31. Dezember 2008, könne man sein Leben lang legal Zigaretten kaufen. Eine Person, die nur 24 Stunden später auf die Welt kam, nicht. Das sei nicht richtig.
Geplant bis 2027
Doch Sunak - bekannt für sein strenges Fitnessregime, sein Intervall-Fasten und Alkohol-Abstinenz - lässt sich in diesem Projekt nicht beirren. Bei der zweiten Lesung Mitte April wurde das Gesetz durch Labour-Unterstützung mit 383 Zustimmungen bei 67 Gegenstimmen und etlichen Enthaltungen angenommen.
Nun wird es im Detail geprüft, bevor es zur dritten Lesung, anschließend ins Oberhaus und final zur königlichen Zustimmung vorgelegt wird. 2027 soll es in kraft treten.
Bleibt abzuwarten, ob die Novelle dasselbe Los erfährt wie Sunaks fünf Versprechen zu seinem Amtsantritt. Denn abgesehen von der halbierten Inflation waren alle anderen vier Zusicherungen (kürzere NHS-Wartezeiten, weniger Staatschulden, keine Boote über den Ärmelkanal und Wirtschaftswachstum) bis dato Schall und Rauch.
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