„Ich habe nichts dagegen, angemessene Steuern zu zahlen“, meinte Charlie Mullins zum Daily Telegraph. „Aber an den Plänen dieser Regierung, die Reichen zu schröpfen, ist nichts vernünftig.“
Dem gegenüber stehen jene - auch Millionär und Ex-Banker Gary Stevenson - die argumentieren, dass eine Reichensteuer ein wichtiger Beitrag für eine faire Gesellschaft sei. Aktuell gehört einem Prozent der britischen Bevölkerung 70 Prozent des Vermögens. Schon ein bis zwei Prozent Steuern auf ein Vermögen über 10 Millionen Pfund (12 Mio. Euro) könnten dem britischen Staat jährlich 22 Milliarden Pfund (26 Mill. Euro) einbringen.
Doch eine Reichensteuer ist für Labour derzeit kein Thema.
Schlupfloch schließen
Dafür will die Regierungspartei die Situation für sogenannte „Non-Doms“ (dt. Nicht-Ortsansässige) verschärfen. Eine 225 Jahre alte Regelung ermöglicht es Wohlhabenden, ihren ständigen Wohnsitz aus Steuergründen außerhalb des Landes zu legen. Akshata Murthy, die Ehefrau des früheren Premiers Rishi Sunak, konnte sich laut Guardian in den vergangenen sieben Jahren 24 Millionen Euro sparen.
Das soll künftig nicht mehr möglich sein.
Medien schlagen Alarm
Unternehmens-Tycoon Bassim Haidar will seinen Beitrag da nicht leisten. Auch er sucht also nach Anwesen in Monaco oder Dubai. 20 Haushaltskräfte, meinte er zum Guardian, würde ihren Job verlieren, seine milliardenschwere Firma Optasia würde er nun nicht an der Londoner Börse melden.
Die britischen Medien schlagen also Alarm: „Reiche verlassen London in Scharen“, titelte der Evening Standard. Das Wirtschaftsblatt City A.M. wirft Starmer vor „Vermögen zu bestrafen“. Die Daily Mail argumentiert, dass Labour „uns alle ärmer“ machen wird.
Finanzexperten geben Entwarnung
Finanzexperten versuchen zu kalmieren. Die große Mehrheit der rund 685.000 extrem wohlhabenden Briten, das ergab eine aktuelle Studie der London School of Economics (LSE), würde das Land niemals aus steuerlichen Gründen verlassen.
„Was mich abschreckt“, wird der 50-jährige Anwalt Luke in der Studie zitiert, „ist, dass ich hier (in London, Anm.) ein schönes Leben führe... Meine Kunden, die auf die Bahamas gezogen sind, haben sich zu Tode gelangweilt. Sonne, Meer und Sand. Okay, für ein paar Wochen ist das toll, aber nach einer Weile denkt man, na ja, ich würde mir gerne eine Oper ansehen.“
Die Steueränderungen könnten laut Anwalt Christopher Groves eine neue, nomadischere, spendierfreudige Gruppe anlocken. Und letztlich, meint auch Universitätsprofessor Arun Advani zur Financial Times, sollte sich das Land über die Verluste der Non-Doms nicht allzu große Sorgen machen: „Sie haben in Großbritannien kein großes Einkommen und zahlen nicht viel Steuern. Es kostet das Land also nicht viel, wenn sie gehen.“
Und doch ist nun auch Labour beunruhigt. Eventuell, heißt es aktuell aus dem Finanzministerium, möchte man die Non-Doms doch nicht so sehr zu Kasse bitten. Das Konzept werde noch einmal überarbeitet.
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