Q&A

Von 60 Euro pro Tag und Milliarden, die nicht da sind

Von 60 Euro pro Tag und Milliarden, die nicht da sind
Kapitalkontrollen: Weitere Schritte in Richtung Staatsbankrott.

Warum bleiben Banken in Griechenland bis nächsten Montag geschlossen?

Weil ihnen sonst das Geld ausgehen würde. Schon in den vergangenen Monaten haben die Griechen viele Milliarden von ihrem Ersparten abgehoben und verstecken es zu Hause oder im Garten. Panisches Abräumen der Konten würde keine Bank auf der Welt überleben. Die "Bankferien" vermeiden, dass das griechische Bankensystem sofort kollabiert.

Wie kommen die Griechen jetzt zu Geld?

Bei Bankomaten dürfen 60 Euro pro Tag abgehoben werden. Mehr ist nicht möglich, weil die Banken nur noch über liquide Mittel von einer Milliarde Euro verfügen sollen. Bei ausländischen Kredit- und Bankomatkarten gibt es keine Begrenzung. Urlauber hängen jedoch davon ab, ob die Bankomaten ausreichend gefüllt sind. Am Donnerstag sollen 850 Filialen für die Auszahlung von Pensionen öffnen.

Können nicht EZB oder griechische Zentralbank den Banken mit Geld aushelfen?

Jein. Die Zentralbank in Athen hat mit Bewilligung durch die EZB die Banken bereits mit 88,6 Milliarden Euro an Notkrediten versorgt. Damit wurden die Institute quasi am Leben erhalten. Eine Erhöhung ist vorerst unwahrscheinlich, weil die EZB solche Nothilfen nur in einem Euroland genehmigt, das sich an Reformen hält, die mit EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) vereinbart wurden. Das trifft für Griechenland nicht zu, weil das laufende Hilfsprogramm morgen ausläuft.

Ist Griechenland am 1. Juli wirklich pleite?

Bis Dienstag, 24 Uhr (Washingtoner Zeit), muss Athen eine Kreditrate in Höhe von 1,55 Milliarden Euro an den IWF überweisen – was nach allgemeiner Überzeugung nicht passieren wird. Pleite ist Griechenland damit noch nicht. Zuerst wird – wie mancher Kreditnehmer es kennt – Zahlungsverzug festgestellt und gemahnt. Auf frisches IWF-Geld darf Griechenland dann nicht mehr hoffen.

Welche Zahlungen werden noch bald fällig?

Laut Regierung in Athen ist die Auszahlung der Renten und der Gehälter im öffentlichen Dienst gesichert. Kreditrückzahlungen stehen aber jede Menge an: Für ganz kurz laufende Staatsanleihen, die vor allem griechische Banken gekauft haben, sind am 10. Juli zwei Milliarden und am 17. Juli eine Milliarde Euro fällig. Am 13. Juli wartet der IWF auf die nächste Kreditrate (450 Mio.). Heikel wird es am 20. Juli. Dann muss Griechenland Schulden in Höhe von 3,5 Milliarden Euro an die EZB zahlen. Ohne Hilfe wird das nicht zu stemmen sein. Die EZB darf nicht auf Geld verzichten – das wäre verbotene Staatsfinanzierung. Ohne weitere Rettungsgelder steht die Staatspleite damit unmittelbar bevor.

Wie haben die Finanzmärkte auf den Griechen-Schock reagiert?

Die große Panik blieb aus, an den europäischen Börsen ging es aber doch deutlich abwärts – um 2,5 bis vier Prozent. Arg unter die Räder kamen aber die Banktitel mit Verlusten von fünf Prozent und mehr. Die Athener Börse bleibt diese Woche zu. Der Euro, der im asiatischen Handel verloren hatte, erwies sich als sehr robust.

Wird jetzt wieder die Drachme kommen?

Für heuer ist das auszuschließen. Das Vorbereiten und Drucken einer Währung dauert viele Monate. Im Notfall könnte die Regierung Pensionen und Löhne in Form von Schuldscheinen auszahlen, mit denen Griechen dann ihre Rechnungen begleichen könnten. Diese Schuldscheine wären wohl weniger wert als der Euro – die Kaufkraft würde sinken.

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