Sorge, dass Banken das Geld ausgeht

Griechen können weiter nur 60 Euro pro Tag abheben. App für Bargeldsuche entwickelt.

Nach der schwierigen Verhandlungsrunde am Wochenende zwischen Griechenland und seinen Gläubigern über neue Finanzhilfen für das Land bleiben die griechischen Banken ohne frischen Kapitalzuschuss weiter geschlossen. Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis kündigte bereits an, dass die Kapitalkontrollen weitere zwei Monate andauern könnten.

Sie wurden Ende Juni eingeführt, um den dauernden Kapitalabfluss zu stoppen. Barbehebungen sind für griechische Kontoinhaber auf 60 Euro pro Tag begrenzt, allerdings wird es immer schwieriger, volle Bankomaten zu finden.

Landkarte aller Bankomaten

Drei befreundete Softwareentwickler aus Athen haben zumindest etwas Abhilfe geschaffen. Vor drei Tagen brachten sie eine neue App für Android-Mobiltelefone heraus, die bei der Bargeldsuche hilft. Sie zeigt nicht nur an, welche Bankomaten derzeit noch Geld haben, sondern auch, ob sie nur 50-Euro-Scheine oder auch die knapp gewordenen 20er-Scheine verteilen.

"Wir sind auf die Idee gekommen, während wir in einer Schlange vor einem Bankomaten gewartet haben", erzählte Dimitris Chatzieleftheriou, einer der drei, dem KURIER. "Wir sind kein Start-up, sondern einfach nur Freunde, die von der ewigen Suche nach Bargeld frustriert waren", erklärte er. Das Schwierigste sei gewesen, eine Landkarte aller Bankomaten in Griechenland zu erstellen. Die Daten zur aktuellen Lage der Bankomaten kommen von den bereits 7000-Nutzern der kostenlosen App selbst, die sie ständig aktualisieren können. Eine Version für iPhone geht in den nächsten Tagen in Betrieb.

Die zurzeit größte Frage in Griechenland ist aber eine andere: Wann werden den heimischen Banken nun wirklich die Bargeldvorräte ausgehen? "Wir wissen, dass alles bis (zum heutigen – Anm.) Montag gesichert ist", sagte Ende vergangener Woche die Chefin des Verbands der Griechischen Banken, Louka Kasteli. Ohne frische Notfall-Liquiditätsfinanzierung aus der EZB könnte das griechische Bankensystem zusammenbrechen.

Urlaub storniert

Angesichts der Unsicherheit über die kommenden Wochen geben immer mehr Griechen ihre Urlaubspläne für den Sommer auf. Griechische Medien berichten von bis zu 70 Prozent Buchungsstornierungen auf der Halbinsel Chalkidike und im Norden des Landes. Laut inoffiziellen Informationen aus der Tourismusindustrie seien auf dem Peloponnes und den Inseln etwa die Hälfte der gebuchten Urlaube bis Ende August abgesagt.

Mittlerweile wächst in Griechenland die Kritik an der Verhandlungstaktik von Premier Alexis Tsipras. "Die Regierung hat endlos Fehler begangen und am meisten die Mitglieder, die für die Verhandlungen mit den Gläubigern verantwortlich waren. Insbesondere der alberne Finanzminister, der nach Ägina (eine Insel) geflüchtet ist, und dessen Amtszeit, die durch Betrug geprägt wurde, sich als absolut katastrophal für die Wirtschaft und das griechische Volk erwiesen hat", schreibt der Journalist und Autor Antonis Karakousis in der Sonntagsausgabe der linksliberalen Tageszeitung To Vima.

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