Nigeria: Kampf gegen Boko Haram vorbei

"Der Kampf gegen die Islamisten ist vorbei", sagt Kashim Shettima. Bis Mai 2017 sollen alle Flüchtlingslager im Bundesstaat Borno geschlossen werden.

Der Aufstand der Islamistengruppe Boko Haram in Nigeria ist nach Angaben des Gouverneurs des am schlimmsten betroffenen Bundesstaats niedergeschlagen. Der Kampf gegen die Islamisten sei "vorbei", sagte der Gouverneur von Borno, Kashim Shettima, der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview.

Obwohl die Boko-Haram-Kämpfer weiterhin regelmäßig Anschläge verüben, will er bis Mai alle Flüchtlingslager schließen und hunderttausende Vertriebene zur Rückkehr in ihre Heimat bewegen.

2,6 Millionen Menschen mussten fliehen

Boko Haram kämpft seit sieben Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. Die Gruppe verübt unter anderem Angriffe auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen. Seit dem Jahr 2009 wurden in dem Konflikt mehr als 20.000 Menschen getötet. 2,6 Millionen Menschen ergriffen angesichts der Gewalt die Flucht.

Erst am Freitag vergangener Woche hatten sich bei einem Doppelanschlag im Nordosten Nigerias zwei Selbstmordattentäterinnen in die Luft gesprengt und mindestens 45 Menschen mit in den Tod gerissen. Am Sonntag sprengten sich auf einem Markt in Bornos Hauptstadt Maiduguri zwei kleine Mädchen in die Luft.

Vor zwei Jahren sei Maiduguri fast an die Boko-Haram-Kämpfer gefallen, sagte Shettima. Boko Haram habe zudem 20 der 27 Bezirke in Borno kontrolliert. "Aber jetzt ist Boko Haram besiegt", sagte der Gouverneur in dem AFP-Interview. "Sie wurden aus allen unseren Orten vertrieben und sind nicht länger in der Lage, irgendein Gebiet in Nigeria zu kontrollieren."

Gelegentlich Anschläge

Der Gouverneur räumte allerdings ein, dass Boko Haram immer noch eine Gefahr für die Menschen im Nordosten Nigerias sei. Die Islamisten verübten noch "gelegentlich" Anschläge. Dies sei allerdings ein "Zeichen der Schwäche, nicht der Stärke", sagte Shettima. "Ich glaube, dass der Krieg vorbei ist."

Die UNO hatte erst kürzlich vor einer humanitären Katastrophe im Nordosten Nigerias gewarnt, nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children sind 4,7 Millionen Menschen auf Lebensmittelhilfe angewiesen. 400.000 Kinder sind demnach vom Hungertod bedroht.

Shettima sagte, solche Zahlen seien maßlos übertrieben. Zwar seien in Maiduguri tatsächlich Ressourcen wie Lebensmittel, Wasser, sanitäre Einrichtungen oder Krankenhäuser knapp. Trotz dieser "riesigen humanitären Herausforderungen" glaube er aber nicht daran, "dass 100.000 Menschen sterben". Flüchtlinge, die bereit seien, in ihre Heimat zurückzukehren, würden von den Behörden "unterstützt", kündigte der Gouverneur an. Er verfolge das "Ziel", alle Flüchtlingslager bis Mai kommenden Jahres zu schließen.

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