Golan: Schlacht um Quneitra

Golan 7.6.2013
KURIER-Redakteur Theuretsbacher berichtet nach dem Rückzug der syrischen Rebellen von einem Gefecht mit schweren Waffen.

Nach dem vorübergehenden Rückzug der syrischen Rebellen aus der Stadt Quneitra in der Truppentrennungszone am Golan gab es Freitagfrüh wieder ein heftiges Gefecht mit schweren Waffen. Diesmal ging es nicht allein um den syrischen Militärpolizeiposten in der für die UNO strategisch wichtigen Stadt. Es war eine Schlacht um die ganze Stadt. Mitten drinnen die Blauhelme - und der KURIER war auch dabei.

Es war ein Kampf um ein Ruinenfeld. In der Stadt lebt kein Mensch mehr. Sie wurde während des Yom Kippur Krieges 1974 von den Israelis dem Erboden gleichgemacht, und vom Assad-Regime als Mahnmal in diesem Zustand belassen. Der nördliche Teil wird von den österreichischen Blauhelmen überwacht, der südliche gehört dem philippinischen UN-Bataillon.

In der Nacht verschanzten sich die Tags zuvor abezogenen Rebellen breitflächig im gesamten Stadtgebiet. Der Gegenschlag der syrischen Regierungsarmee startete in den frühen Morgenstunden - vor den Augen des KURIER-Reporters. Es begann am nördlichen Stadtrand bei den Österreichern mit Gewehrfeuer, das sich immer wieder verlagerte. Offenbar wurde hier um einzelne Ruinen gekämpft. Gegen 6 Uhr 30 steigert sich der Lärm durch heftigstes Maschinengewehrfeuer. Scheinbar hatten die Regierungssoldaten im Norden Verstärkung erhalten, und schossen die MG-Läufe heiß. Das Gewehrfeuer erfasste schließlich das gesamte Stadtgebiet. Die ersten Brände entstanden. Die Position 22 der Österreicher wäre fast zum Greifen nahe, doch sie ist durch eine Rauchwand plötzlich nicht mehr zu sehen. Am nördlichen Stadtrand, der auf einem Abhang liegt, entwickelte sich ein Flächenband, der den gesamten Berg erfasste.

Golan: Schlacht um Quneitra
Golan 7.6.2013
Plötzlich wurde es im Sektor der Philippinen extrem laut. Ein schwerer Kampfpanzer der Regierungsarmee schoss sich im Südsektor auf eine zerstörte Moschee ein. Im Lauf der Zeit feuert er etwa 15 Granaten auf die Moschee und die umliegenden Häuser ab. Aus größerer Entfernung wurde er von einem weiteren Kampfpanzer unterstützt. Dann kam auch noch das Feuer einer Maschinenkanone dazu - vermutlich ein Luftabwehrgeschütz in der Erdzielbekämpfung. Damit ist eines klar: Zumindest im philippinischen Sektor setzten die Syrer schwere Waffen ein, die sie nach dem Waffenstillstandsabkommen gar nicht in der entmilitarisierten Zone haben dürften.

Nach etwa drei Stunden war der Spuk beendet. Regierungssoldaten wie Rebellen schienen wie vom Erdboden verschluckt. Nur die Brände breiteten sich unkontrolliert weiter aus. Wer gewonnen hat, wie viele Tote es gegeben hat, wird man vielleicht nie erfahren.

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