"Globalisierung ist Teil des Lebens"

Außenminister Kurz rief vor der UN-Generalversammlung in New York zu internationaler Zusammenarbeit auf.

Seine Rede dauerte nur wenige Minuten, doch die Aufmerksamkeit des Plenums war ihm sicher. Mittwoch Abend (Ortszeit) sprach Sebastian Kurz in New York vor der UN-Generalversammlung – als jüngster Außenminister der Welt ist der ÖVP-Politiker auch außerhalb Europas bekannt. "Ich gehöre einer Generation an, die in eine globalisierte Welt geboren wurde", sagte Kurz denn auch zu Beginn seiner Ansprache. "Für uns ist die Globalisierung keine Bedrohung, sondern ein Teil des Lebens."

Eigeninteresse

Und diesem widmete der 30-Jährige den ersten Teil seiner Rede. Neben den vielen Vorteilen, die die Globalisierung gebracht habe – wie die Reduzierung von Armut – bringe sie auch Herausforderungen für Wirtschaft, Stabilität und Sicherheit mit sich. Gefahren wie Blockdenken, Radikalisierung und Islamischer Staat könnten nur gemeinsam angepackt werden, sagte Kurz – durch internationale Zusammenarbeit und in Organisationen wie der UNO, der EU oder der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der Österreich 2017 vorsitzt: "Nicht nur aus Solidarität, sondern auch aus Eigeninteresse."

In einer der aktuell größten Herausforderungen, der Flüchtlingskrise, hatte Österreich am Dienstag Lob von hoher Stelle, und zwar von US-Präsident Barack Obama, bekommen. "Ich möchte insbesondere Deutschland, Kanada, Österreich, die Niederlande und Australien für ihre fortgesetzte Führungsrolle loben", sagte Obama während eines von den USA organisierten Flüchtlingsgipfels in New York. Wie im Kampf gegen Nazideutschland werde es schwere Konsequenzen haben, wenn die Weltgemeinschaft die Flüchtlingskrise nicht gemeinsam angehe. Laut dem scheidenden Staatschef wollen die USA im kommenden Fiskaljahr 110.000 weitere Flüchtlinge aufnehmen, eine Steigerung von fast 60 Prozent gegenüber 2015.

Abrüstung

Europas derzeit wichtigster Partner in der Flüchtlingskrise ist die Türkei – die Beziehungen zwischen der EU und Ankara sind allerdings angespannt. Bundeskanzler Christian Kern wollte gestern am Rande der UN-Vollversammlung mit dem türkischen Premier Recep Tayyip Erdoğan sprechen. Das Treffen kam allen diplomatischen Bemühungen zum Trotz nicht zustande.

Außenminister Kurz schnitt in seiner Rede vor der UNO noch andere bedeutende Themen an, darunter der Konflikt in Syrien, Angriffe auf Helfer in Kriegsgebieten, die Kurz scharf verurteilte, und der Kampf für nukleare Abrüstung. Laut Kurz will Österreich mit anderen Ländern einen Resolutionsentwurf auf den Weg bringen, der langfristig zu einem Verbot von Atomwaffen führen soll.

Ein wichtiges Anliegen ist Kurz, der seine Regierungsarbeit 2011 als Integrationsstaatssekretär begann, der Kampf gegen die Radikalisierung von jungen Menschen. Dieser soll neben aktuellen militärischen Konflikten und der Blockbildung in Europa ein Schwerpunkt der österreichischen OSZE-Präsidentschaft 2017 werden.

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