Das Land, das vor dem Krieg zusammen mit Russland für mehr als ein Viertel der weltweiten Getreideexporte verantwortlich war, sitzt seit Monaten auf zig Millionen Tonnen Agrarprodukten.
Allein 25 Millionen Tonnen Weizen lagern in Frachtschiffen vor den Schwarzmeer-Städten Odessa oder Mykolajiw. Die Lieferungen fehlen vor allem in Nordafrika, Nahost und Asien, wo sich die Hauptabnehmer für ukrainisches Getreide befinden.
Die verhinderten Exporte in Kombination mit Panikkäufen zu Beginn des Kriegs haben aber auch in anderen Erdteilen zu teils massiven Preissteigerungen geführt. Unter ihnen leidet auch das Welternährungsprogramm der UNO. Es kann den Ausfall der Exporte aus der Ukraine wegen der globalen Teuerungen nicht kompensieren und musste bereits Hilfen kürzen. Unter anderem im Jemen, Äthiopien, Libanon oder Afghanistan drohen nicht zuletzt deshalb Hungersnöte.
Mögliche Wege
Wie die G7 ausreichend große Mengen Getreide aus der Ukraine exportieren könnten, um die Krise zumindest abzuschwächen, wurde auf deren Gipfel nicht öffentlich thematisiert. Ohne eine Kooperation Russlands dürfte es allerdings schwierig werden.
In der EU, die mit Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel in Elmau vertreten ist, war zuletzt überlegt worden, Lkw oder Züge einzusetzen. Viele Speditionen meiden allerdings die Ukraine. Zudem weist deren Eisenbahnnetz eine andere Schienenbreite auf als das angrenzender EU-Länder.
Man werde Kiew auf jeden Fall „so lange wie nötig“ unterstützen, versicherten die G7 dem ukrainischen Staatschef Wolodimir Selenskij, der per Videoschalte am Gipfel teilnahm.
Vergleich mit Hitler-Deutschland
Der britische Premier Boris Johnson verglich die Unterstützung des Westens dabei mit dem Kampf gegen Hitler-Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Die Demokratien hätten in der Mitte des 20. Jahrhunderts lange gebraucht, um eine Antwort auf Tyrannei und Aggression zu finden, sagte er, und das sei sehr teuer gewesen.
„Aber mit der Niederlage der Diktatoren, vor allem von Nazi-Deutschland, brachte das viele Jahrzehnte der Stabilität“, sagte Johnson. Sollte Putin mit der gewaltsamen Übernahme großer Teile eines anderen Landes davonkommen, wäre das für alle Ländern der ehemaligen Sowjetunion „absolut erschreckend“.
Konkret einigten sich die G7 am Montag u. a. auf weitere „gezielte Sanktionen“ gegen Russland, um dessen Zugang zu westlicher Technologie einzuschränken. Dadurch sollten insbesondere militärische Produktions- und Lieferketten unterbrochen werden. Zudem sollen mehr als 570 russische Produktgruppen mit Strafzöllen belegt werden, die der Ukraine zugute kommen sollen.
Über rund 500 Vertreter der russischen Regierung werden Einreiseverbote verhängt.
Erdöl und Gold
Diskutiert wurde auch eine Art „Marshallplan“ für den Wiederaufbau der Ukraine und eine Preisobergrenze für den Kauf russischen Erdöls. Ein Vorschlag der USA dazu sieht vor, Russland dazu zu zwingen, Öl künftig für einen deutlich niedrigeren Preis an große Abnehmer wie Indien zu verkaufen.
Auch Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Gold sollen durch ein Verbot des Imports in die G7-Staaten und die EU drastisch beschränkt werden.
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