Gift im Messwein: Mafia wollte Priester töten

Gift im Messwein: Mafia wollte Priester töten
Der Kampf  gegen die Mafia ist für viele Priester zur Mission geworden. In manchen Fällen zur lebensgefährlichen.

Als Don Felice Palamara letzten Sonntag den Messkelch anhob um davon zu trinken, machte ihn der stechende Geruch stutzig und er stellte ihn wieder ab. Später wandte er sich an ein Labor, das ihm bestätigte, jemand habe in den Messwein auch Bleichlauge geschüttet.

Um sich ein Bild vom Umfeld zu machen, in dem der Priester dient, muss man wissen, dass sich die Gemeinde Cessaniti in der er dient, sich in der Nähe der kalabrischen Stadt Vibo Valentia befindet, und diese wiederum eine Hochburg der ’Ndrangheta ist. Außerdem wird die Gemeinde Cessaniti kommissarisch verwaltet, weil der gewählte Gemeinderat von der kalabrischen Mafia unterwandert war.

Klinge samt Todesdrohung

Wenn sich ein Priester in Italien dem organisierten Verbrechen in den Weg stellt, weiß er, dass ihn da auch das Leben kosten könnte. Das schreckt aber die meisten von ihnen nicht ab. So war die Bleichlauge in Messwein nicht die erste Warnung für Don Palamara. Schon Tage davor hatte jemand sein Auto beschädigt und mit ätzenden Schriften beschmiert. 

Seinem Religionsbruder, Don Francesco Potoriero, auch aus Cessaniti, wurde stattdessen eine Klinge samt Todesdrohung zugestellt und auf seinem Auto eine tote Katze abgelegt. In den lokalen Medien heißt es, dies alles seien indirekte Warnungen an Monsignor Attilio Nostro, Bischof der Diözese Mileto-Nicotera-Tropea. Der Monsignore gilt als Hardliner gegenüber den ’Ndrangheta Clans und ihren Mitläufern, darunter vor allem die Freimaurer, die sich nicht selten den Mafiosi zur Seite stehen und gleichzeitig Mitglieder von religiösen Bruderschaften sind.

Obwohl, wie die Medien berichten, der Druck auf die Geistlichen in letzter Zeit zugenommen hat, ist es bis jetzt für die Zielpersonen noch glimpflich ausgegangen. In der Geschichte der italienischen Kirche gibt es aber unzählige Fälle, in denen Priester von der Mafia nicht nur bedroht und eingeschüchtert sondern ermordet wurden. Zu den bekanntesten Mafia-Opfern zählen der sizilianische Don Pino Puglisi, der 1993, am Tag seines 56. Geburtstags, in Palermo vor seiner Haustür ermordet wurde, und Don Peppino Diana, den es am 19. März 1994 an seinem Namenstag in der süditalienischen Stadt Casal di Principe unweit von Salerno traf. In wenigen Tagen jährt sich sein 30. Todestag.

Und apropos Salerno, die zweitgrößte Stadt der süditalienischen Region Kampanien, in der wiederum die neapolitanische Camorra das Sagen hat. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde in einer nahegelegenen Gemeinde das Auto von Don Marcos Aparecido de Gòes verbrannt. Und dann ist da noch die Geschichte von Don Maurizio Patriciello, der in Caivano, einem Vorort von Neapel und der größte Drogenhandelsplatz in Europa, so zumindest wurde er in einer Doku bezeichnet, versucht zu retten was noch zu retten ist.

Meloni-Besuch

Voriges Jahr sorgte er für Schlagzeilen, als er die Politik aufforderte nach Caivano zu kommen, sich selbst ein Bild des neapolitanischen Bronx zu machen. Und Premierministerin Giorgia Meloni kam mit der Regierung im Geleit. Auch blieben die Versprechen, Caivano aus den Händen der Camorra zu reißen und es den Bürgern zurückzugeben nicht nur Lippenbekenntnisse. 

Letzten Sonntag fragte Don Puglisi von der Kanzel aus, warum immer weniger zur Messe kämen und die Kinder dem Pfarrhaus fern blieben. Es war eine rhetorische Frage, die Antwort war ihm bekannt. Es heißt an die 400 Familien müssten im Laufe der nächsten Monate die Gemeindewohnungen räumen in denen sie seit Jahren unbefugt, aber von der Camorra beschützt, wohnten. Die Camorra hat das Gerücht verbreitet, der Priester habe den zuständigen Stellen eine Liste mit ihren Namen gegeben.

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