Ein Höhepunkt war, dass er den „Ehrenmann“ Tommaso „Don Masino“ Buscetta zum Reden brachte und die Ermittler erstmals tiefen Einblick in die Kultur und Welt der Cosa Nostra erhielten. Letztendlich führten Falcones Ermittlungen zum sogenannten Maxiprozess mit einer 8600 Seiten starken Anklageschrift und mehr als 475 Beschuldigten. Doch der Kampf war überaus blutig. Die Mafia um den Boss Toto Riina trachtete all jenen Menschen, die sie als Bedrohung ansah, nach dem Leben. Riina ließ eines um das andere auslöschen – Polizisten, Richter, Staatsanwälte und Politiker wurden ermordet, aber auch Konkurrenz aus den eigenen kriminellen Reihen. Am 23. Mai 1992 wurden Falcone, seine Frau Francesca und drei Personenschützer durch eine 500 Kilogramm schwere Bombe getötet.
Der italienische Journalist und Mafia-Experte Roberto Saviano rollt in seinem Tatsachenroman „Falcone“ nicht nur das Leben des Richters und seiner Kollegen neu auf, er gibt seinen vielen Protagonisten eine kräftige Stimme. Die geschilderten Dialoge klingen dabei so authentisch, dass sie niemand hätte besser erfinden können. Saviano, der selbst unter Polizeischutz leben muss, kann sich offensichtlich in seine Hauptdarsteller wie kein anderer hineindenken – auch in die Kriminellen. Beim Lesen hat man oft das Gefühl, als würden die handelnden Personen leibhaftig erscheinen.
Brillant ist die Szene um eine Fleischerei in der Nähe von Falcones Wohnung in Palermo, von der aus die Cosa Nostra die Beschattung Falcones gepanzerten Fiat Croma steuerte und das Attentat auf ihn plante. Robert Saviano ist ein wirklich großer Wurf gelungen.
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