Gerede von Albanienroute „ist daneben“

Gerede von Albanienroute „ist daneben“
Lokalaugenschein - in Tirana herrscht unter Experten mehrheitlich Verwunderung über Kurz' Aussagen zur Albanienroute.

Der albanische Finanzminister Arben Ahmetaij reagiert mit sichtlicher Verwunderung auf die Frage nach neuen Migrantenströmen: „Zero“, sagte er zu Wochenbeginn vor österreichischen Journalisten in Tirana, „die einzigen Ausländer hier sind Touristen, Regierungs- und NGO-Vertreter – sowie 25.000 Italiener.“ Später relativiert sein sozialistischer Parteikollege, Premier Edi Rama, diese Aussage. 2400 Migranten seien heuer von Griechenland nach Albanien gekommen, wovon laut Innenministerium 1000 Syrer um politisches Asyl angesucht hätten.

Kurz will Tirana helfen

„Die Zahlen sind lächerlich“, konstatiert der junge und dynamische Bürgermeister der Hauptstadt Tirana, Erion Veliaj. Auch deswegen, weil sich der Adria-Anrainerstaat wegen seiner Verkehrsinfrastruktur und der bergigen Lage als Transitland nicht wirklich eigne, so der 38-Jährige. Der Regierungschef spricht ebenfalls von „einer kleinen Zahl“ an Migranten, allerdings sei der Anstieg im Vergleich zu 2017 „irritierend“. Zäune seien nicht notwendig, internationale Kooperationen schon, so Rama vor österreichischen Journalisten, die sich auf einer vom Wiener Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) organisierten Reise im Land befanden.

Genau diese Hilfe bot Kanzler Sebastian Kurz (VP) in Brüssel (siehe auch oben) an. „Wir haben mit der albanischen Regierung vereinbart, dass es eine Unterstützung von unserer Seite geben wird mit Polizistinnen und Polizisten mit entsprechendem Gerät.“ „Vize“ Heinz-Christian Strache (FP) assistierte: „Wir haben eine Verantwortung vor Ort.“

Für Ex-VP-Chef und Balkan-Kenner Erhard Busek ist die ganze Debatte über die Albanien-Route „idiotisch“: „Das ist von Ahnungslosigkeit geprägt, die spielt keine Rolle, ich sehe hier keine Flüchtlinge herumgeistern, das ist schlicht daneben.“ Ihm komme es so vor, als ob die Verantwortlichen in Wien auf die Landkarte schauten und überlegten, „wo noch Flüchtlinge kommen könnten“. In Wahrheit sei die Sache aber innenpolitisch motiviert, so Busek.

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