Frankenstein-Drohnen: Shahed mit Luft-Luft-Rakete ausgestattet

R-60-Luft-Luft-Rakete auf Wrack
Russland rüstet seine Shahed-Drohnen jetzt mit Luft-Luft-Raketen aus – und macht aus billigen Kamikaze-Geschossen potenzielle Jäger von Jets und Helikoptern.

Zum ersten Mal haben ukrainische Kräfte eine russische Geran-2/Shahed-136-Drohne abgeschossen, die eine Luft-Luft-Rakete vom Typ R-60 trug. Fotos vom Wrack und Videomaterial zeigen eindeutig den alten sowjetischen Infrarot-Lenkflugkörper, montiert auf einer Schiene oben auf dem Rumpf der Drohne.

R-60-Luft-Luft-Rakete

Nach ukrainischen Angaben wurde die Drohne von einer Abfangdrohne des privaten Herstellers „Wild Hornets“ zerstört – ein Einweg-Abfanggerät für rund 2.500 Dollar, der eine Shahed im Wert von zehntausenden Dollar ausschaltet. Durch die Fotos der abgeschossenen Drohne ist auch dokumentiert: Russland experimentiert nicht mehr nur, es setzt fliegende „Frankenstein-Systeme“ im Gefecht ein.

Waffe gegen Infrastruktur

Die Shahed/Geran war bislang ein billiges Kamikaze-Geschoss, das in großen Mengen täglich die ukrainische Infrastruktur angreift: langsam, laut, für Piloten relativ ungefährlich. Helikopter und Jets konnten sie in geringer Distanz jagen. Jetzt trägt sie eine Wärmesuchrakete, die genau auf diese Jäger zielt. Laut ukrainischen Analysten ist die R-60-Geran dazu gedacht, niedrig fliegende Mi-8/Mi-24 sowie  Jets zu bedrohen, die Shaheds abfangen sollen.

Taktisch bedeutet das: Jeder Abfangflug wird riskanter. Piloten müssen auf größere Distanz bleiben, mehr Treibstoff und teurere Lenkwaffen einsetzen – während die Russen eine günstige Drohne plus alte Rakete opfern.

Diese Geran ist kein Einzelfall, sondern Teil eines Trends, in dem Drohnen selbst zu Luftkämpfern werden:

  • Die Ukraine hat bereits See-Drohnen vom Typ Magura V5 mit Luft-Luft-Raketen R-73 ausgerüstet und damit nach ukrainischen Angaben einen russischen Su-30-Jet über dem Schwarzen Meer abgeschossen – ein historischer Erstfall.
  • Ukrainische Abfangdrohnen und Drohnenplattformen gehören zu einem breiteren Konzept einer „drohnenbasierten Luftverteidigung“, das bereits Dutzende Shaheds und Gerans abgeschossen haben soll.
  • International treibt die Türkei mit der Bayraktar Kizilelma die Entwicklung voran: Die unbemannte Kampfdrohne hat jüngst als erster Drohnen-Typ auf einer Übung ein Flugzeug mit einer Luft-Luft-Rakete abgeschossen.

"Langstrecken-FPV"

Parallel berichtet Kiew, dass Russland Shaheds zunehmend operator-geführt nahe der Front fliegt – quasi als Langstrecken-FPV –, um flexibel auf Hubschrauber und Jets reagieren zu können.

Die R-60 auf der Geran-2 verändert die Psychologie des Luftraums:

  • Jede billige Drohne könnte plötzlich zur Falle für Piloten werden.
  • Hochwertige Jets und Helikopter müssen mehr Abstand halten – und verlieren damit ein Stück ihrer Überlegenheit im Drohnenjagd-Rollen.
  • Der Druck steigt, noch mehr Drohne gegen Drohne kämpfen zu lassen, statt Menschen ins Risiko zu schicken.

Es ist ein weiterer Schritt in der immer rascher stattfindenden Drohnen-Revolution.

Kommentare