"Weinen war verboten": Befreite Geiseln berichten von Gefangenschaft

Zusammenfassung
- Freigelassene Geiseln berichten von Einzelheiten ihrer 16-monatigen Gefangenschaft bei der Hamas
- Soldatin Agam Berger und Liri Albag versuchten, während ihrer Geiselhaft jüdische Traditionen zu wahren.
- Israel erhielt eine Liste von drei Geiseln, die freigelassen werden sollen
Nach der Rückkehr der am Donnerstag freigelassenen Geiseln gibt es erste Berichte über Einzelheiten aus ihrer fast 16 Monate langen Gefangenschaft im Gazastreifen.
Die 29-jährige Deutsch-Israelin Arbel Yehud etwa sei die gesamte Zeit alleine festgehalten worden, berichteten die Nachrichtenseiten ynet und der israelische Sender Kan. Sie musste die meiste Zeit in Tunneln verbringen und bekam wenig zu essen.
In Geiselhaft über Tod von Bruder informiert
Yehud sei in ihrer Geiselhaft über den Tod ihres Bruders informiert worden, berichtete Kan. Er kam während des Hamas-Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 ums Leben. Das Ausmaß des Terrorüberfalls sei der jungen Frau dennoch nicht bewusst gewesen, hieß es weiter. Die bewaffneten Islamisten, die sie bei ihrer chaotischen Freilassung durch eine schreiende und drängelnde Menschenmenge begleiteten, seien "nur ein Bruchteil des Grauens" ihrer Zeit im Gazastreifen gewesen.
Der 80 Jahre alte Gadi Moses sagte seiner Familie laut dem Sender Kan, er sei während der Geiselhaft nie zusammengebrochen und habe nie geweint, sondern nur auf den Moment seiner Freilassung gewartet.
Soldatin Berger musste putzen und kochen
Die israelische Soldatin Agam Berger (20) sei die meiste Zeit mit der bereits am Samstag freigelassenen Liri Albag (19) zusammen gewesen, berichtete ynet weiter. Sie seien zeitweise in Tunneln, aber auch bei Familien festgehalten worden. Dort hätten sie putzen, kochen und sich um die Kinder kümmern müssen. Die zwei Frauen versuchten dem Bericht zufolge auch, jüdische Traditionen zu wahren und etwa am höchsten jüdischen Feiertag, Yom Kippur, zu fasten.
Den entführten Soldatinnen sei es verboten gewesen, zu weinen oder die Hand anderer Entführter zu halten.
Geiseln bekamen kaum Tageslicht zu sehen
Die meisten der aus Israel verschleppten Thailänder, die am Donnerstag ebenfalls freikamen, wurden in Tunneln festgehalten und bekamen kaum Tageslicht zu sehen, wie israelische Medien unter Berufung auf den Direktor der behandelnden Klinik berichtete.
Sie seien "harten Bedingungen" im Gazastreifen ausgesetzt gewesen, hieß es. Die fünf Männer sind demnach trotzdem in guter körperlicher Verfassung.
Israel erhält Liste mit Namen der freizulassenden Geiseln
Israel hat eine Liste mit den Namen der drei Geiseln erhalten, die am Samstag für eine Freilassung aus der Gewalt der Hamas im Gazastreifen vorgesehen sind. Israel prüfe die Liste und informiere die Familien der Betroffenen, teilte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu am Freitag mit.
Die Hamas bestätigte die Übermittlung der Liste. Die Islamistenorganisation muss Israel gemäß der Waffenruhevereinbarung 24 Stunden im Voraus über die Namen der freizulassenden Geiseln informieren. Im Gegenzug sollen wieder Dutzende palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Derzeit werden israelischen Angaben zufolge noch 82 Geiseln im Gazastreifen festgehalten.
Kommentare