USA

Geheimdienstler: Watergate verblasst neben Russland-Affäre

James Clapper
Ex-Geheimdienstkoordinator Clapper: Einmischung Russlands "in ihrer Direktheit und Aggressivität beispiellos" .

Der Watergate-Abhörskandal "verblasst" , im Vergleich zur derzeitigen Affäre um die Russland-Kontakte des Wahlkampfteams von Donald Trump, sagte der frühere Geheimdienstkoordinator James Clapper am Mittwoch im australischen Canberra.

Clapper, dessen Karriere als Geheimdienstmann unter US-Präsidenten John F. Kennedy begann und der zum Koordinator der Geheimdienste unter Barack Obama wurde, sei gegenüber den jeweiligen Präsidenten stets loyal gewesen, unabhängig von deren Parteizugehörigkeit. Bei US-Präsident Trump müsse er als "privater Bürger" allerdings sagen, dass ihm der "Angriff auf unsere Einrichtungen" Sorgen mache. Dieser komme sowohl von außen, sprich Russland, als auch von innen, nämlich dem Präsidenten selbst. Er finde keine Worte dafür, warum Trumps Team Moskau derart umwarb.

Es sei "absolut entscheidend für die Vereinigten Staaten, für die Welt, für diese Präsidentschaft, für die Republikaner, für die Demokraten und für unsere Nation insgesamt", dieser Sache auf den Grund zu gehen, sagte Clapper. Er sprach von einer Einmischung Russlands in den US-Präsidentschaftswahlkampf, die "in ihrer Direktheit und Aggressivität beispiellos" sei.

Am Donnerstag sagt der von Trump gefeuerte Direktor der Bundespolizei FBI, James Comey, vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats aus. Dabei dürfte auch die Affäre um mögliche illegale Russland-Kontakte von Trumps Wahlkampfteam zur Sprache kommen. Clapper sagte, der "herausragende Staatsdiener" Comey sei von Trump auf "unentschuldbare Art" und "unter völliger Missachtung für die Unabhängigkeit und Autonomie" des FBI entlassen worden. Trump hatte Comey für dessen Aussage am Mittwoch "viel Glück" gewünscht.

Die Russland-Affäre hatte die Trump-Regierung seit ihrem Amtsantritt im Jänner wiederholt in Turbulenzen gestürzt. Nach nur dreieinhalb Wochen musste der Nationale Sicherheitsberater Michael Flynn zurücktreten, weil er über Telefonate mit dem russischen Botschafter die Unwahrheit gesagt hatte. Der Watergate-Abhörskandal der 1970er Jahre hatte zum Rücktritt des damaligen republikanischen Präsidenten Richard Nixon geführt.

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