Geheimaktion: Deutschland holt IS-Waisenkinder nach Hause

In den kurdischen Lagern leben viele Frauen und Kinder.
Die Kinder saßen bis vor kurzem in einem syrischen Gefangenenlager fest. Im Vorfeld wurden deutsche Medien gebeten, Stillschweigen zu wahren.

Die deutschen Behörden haben vor kurzem eine geheime Aktion gestartet. Sogar deutsche Medien wurden laut Informationen des "Spiegel" im Vorfeld gebeten, erst nach erfolgreicher Beendigung der Aktion zu berichten.

Es geht unter anderem um drei Waisenkinder von deutschen Anhängerinnen des "Islamischen Staats", die bis vor kurzem in einem syrischen Gefangenenlager aufwuchsen. Das deutsche Auswärtige Amt hat nun eine Rückholaktion gestartet. Die Kinder, im Alter zwischen zwei und sieben Jahren, sollen in Deutschland bei Verwandten untergebracht werden, berichtet der "Spiegel" online.

Vor kurzem sollen sie laut deutschem Nachrichtenmagazin mit Hilfe privater Hilfsorganisationen aus dem Lager al-Haul in Nordsyrien nach Erbil im Nordirak gebracht worden sein. Von dort geht es weiter nach Deutschland.

Schwieriger Umgang mit Anhängern des IS

Der Umgang mit IS-Anhängern, die aus Europa nach Syrien und in den Irak gegangen sind und nun kurdischen Lagern festsitzen, darunter viele Frauen mit Kindern, wird in Europa heftig diskutiert.

Erst vor wenigen Tagen wurde laut der "Mail on Sunday" einem jungen Briten die Staatsbürgerschaft entzogen. Er hatte sich dem "Islamischen Staat" angeschlossen. Nun wollte er wieder zurück. Jack Letts, auch "Jihadi Jack“ genannt, besitzt auch die kanadische Staatsbürgerschaft.

Bei einer Britin liefen zuvor schon heftige Diskussionen über den möglichen Entzug ihrer Staatsbürgerschaft, sie bat darum, ihr krankes Kind nach England bringen zu lassen. Im Zuge der Debatten in England starb das Kind unter anderem an der schlechten Versorgung in dem syrischen Lager, in dem es sich befand.

Kinder lebten bei anderen IS-Familien im Lager

Bei der deutschen Aktion soll es sich um die Kinder von zwei getöteten IS-Anhängerinnen aus Baden-Württemberg und Hessen handeln. Nach Informationen der deutschen Sicherheitsbehörden sollen die beiden Mütter bei Kämpfen in Syrien getötet worden sein. In dem Gefangenenlager lebten sie bei anderen Familien von IS-Kämpfern. Hunderte mutmaßliche IS-Anhängerinnen sitzen derzeit in Lagern fest. Sie wurden von kurdischen Sicherheitskräften aufgegriffen. Die männlichen Kämpfer sind getrennt untergebracht.

Bei der Suche nach den Kindern kamen sogar DNA-Tests zum Einsatz. Besonders tragisch: Leider konnte ein weiteres Kind einer getöteten deutschen IS-Anhängerin nicht im Lager gefunden werden. Es handelt sich dabei um einen Buben. 

Nicht nur Waisenkinder

Zurückgeholt wurden aber nicht nur die drei Waisenkinder. Auch die Tochter einer Berlinerin, die sich 2016 dem IS angeschlossen hatte, befindet sich auf dem Weg nach Deutschland. Das Kind – neun Monate alt – benötigt medizinische Versorgung, die in dem Lager, in dem sich die Mutter befindet, laut Nachrichtenmagazin nicht ausreichend vorhanden ist.

Kein Präzedenzfall für IS-Kämpfer

Geht es nach den deutschen Behörden, so soll die Rückholaktion nach "Spiegel"-Informationen aber kein Präzedenzfall für festsitzende IS-Kämpfer werden, vielmehr ginge es um eine humanitäre Aktion für hilflose Kinder. Bei den drei Waisenkindern hatten Verwandte in Deutschland geklagt, um eine Rückholung durchzusetzen.

Ringen um Umgang mit IS-Anhängerinnen und Kämpfern

Wie auch in Österreich ringt Deutschland um eine klare Linie im Umgang mit im Ausland festsitzenden IS-Kämpfern und -Anhängerinnen samt deren Kindern.

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