Britische Medien sehen Johnson am Abgrund - doch dort war er schon früher
Nach dem Rücktritt zweier wichtiger Minister sehen britische Zeitungen den konservativen Premierminister Boris Johnson vor dem Aus. Der Regierungschef stehe nach knapp drei Jahren Amtszeit am Abgrund, titelten am Mittwoch mehrere Blätter. Johnsons Zukunft hänge an seidenem Faden, schrieb die Zeitung "Telegraph". Die konservative "Times" forderte den Premierminister auf, zum Wohle des Landes zurückzutreten - "Game over", das Spiel sei aus.
Die konservative Regierung steckt derzeit in einer schweren Krise. Am Dienstagabend traten sowohl Finanzminister Rishi Sunak als auch Gesundheitsminister Sajid Javid zurück. Beide verbanden dies mit Vorwürfen gegen den Partei- und Regierungschef, den Ruf der Konservativen zu beschädigen. Auch andere Abgeordnete legten Regierungsämter nieder. Die meisten Kabinettsmitglieder bekannten sich allerdings zu Johnson.
Auslöser der neuen Regierungskrise war, dass Johnson den konservativen Abgeordneten Chris Pincher in ein wichtiges Fraktionsamt hievte, obwohl ihm Vorwürfe der sexuellen Belästigung bekannt waren. Vorige Woche trat Pincher zurück, weil er betrunken zwei Männer begrapschte. Die Tories sind nun in offenem Aufruhr. Der Regierungschef will jedoch weitermachen. Nur Stunden nach den Rücktritten berief er zwei Getreue als Minister. Am Mittag muss sich Johnson im Parlament Fragen der Abgeordneten stellen. Am Nachmittag steht er einem Parlamentsausschuss Rede und Antwort.
Allerdings hat Johnson bereits eine Reihe von Skandalen überstanden, wurde schon öfters totgesagt. Bisher hat er es immer geschafft, sich aus der Affäre zu ziehen.
"Misserfolg ist nicht tödlich; was zählt, ist der Mut weiterzumachen“. Dieses Zitat von seinem Vorbild Winston Churchill scheint sich der Überlebenskünstler Boris Johnson zu Herzen zu nehmen.
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