Im Falle eines nuklearen Angriffs hätten freiwillige Helfer des Beobachtungskommandos von hier aus über den Angriff berichten und den radioaktiven Niederschlag überwachen können. Die meisten der Bunker wurden 1993 außer Betrieb genommen und verkauft.
Das Dörfchen Dent, in dem sich dieser noch funktionsfähige Bunker befindet, ist eigentlich für seine traditionellen Steinhäuschen und den lieblichen Blick auf die rollenden Hügel des Lake Districts bekannt.
Dazu steht der Zweckbau des Bunkers in starkem Kontrast. Doch für Fremde ist er ohnehin kaum auszumachen. Wer an der Station Dent - Englands höchstgelegener Zugstation - aussteigt und nach links in die schmale Landstraße abbiegt, kann nach fünf Gehminuten hinter einem Holzgatter linker Hand nämlich nur eine Kieseinfahrt und dahinter eine Hecke ausmachen. Einzig wer das Grundstück betritt, sieht die kleine Plattform dahinter. Und darauf die Luke, die in die Tiefe führt.
Sofabett und Telefonleitung
Rund 20 Interessierte passierten diese vergangen Montag, als sie sich vor der Versteigerung die Immobilie persönlich ansehen wollten. Der vormalige Besitzer, erklärte Jim Demitriou ihnen, hatte das Objekt 2008 erworben und leicht modernisiert: Aufgeräumt, Sofabetten eingerichtet, die Telefonleitung verbessert. Oberflächlich hatte er die Einfahrt gekiest, um mit seinem Wohnwagen parken und eine Gartenhütte errichtet.
Aber wer interessiert sich eigentlich dafür, einen Atombunker zu kaufen?
„Das ist ganz unterschiedlich“, meint Jim.
Zum einen hätten sich Geschichtsvereine gemeldet; es sei immerhin ein wichtiges Stück englischer Geschichte. Ein anderer Interessent hatte in Schottland einen restaurierten Bunker besucht und überlegt, diesen als Museum zu eröffnen. „Und dann“, meint Jim, „war da noch jener ein Mann, der meinte, er sei in seiner Midlife-Crisis und würde lieber das als einen Porsche kaufen.“ Der Mann mit dem passenden Namen Barney Strange meinte zum Guardian: „Die Vorstellung, einen Atombunker zu besitzen, ist sicherlich der Traum eines jeden 14-jährigen Jungen, oder?“
Die Männerhöhle
Ähnlich hatte auch Mark Colledge gedacht, dessen Bunker im nordenglischen Lincolnshire Jim Demitriou vor zwei Jahren verkauft hat. „Ich glaube“, meinte Mark Colledge damals zur BBC, „es war wohl eine Zeit lang meine Männerhöhle. Männer kaufen immer Dinge, die sie nicht wirklich brauchen.“
Der Legbourne Bunker in Lincolnshire kam im November 2022 für umgerechnet 37.000 Euro unter den Hammer.
Alternativer Regierungssitz
Mitunter werden aber auch umfangreichere unterirdische Immobilien in England veräußert. 2021 stand im südenglischen Devon der „Hope Cove Bunker“ zum Verkauf. Ein zweistöckiges Untergrundanwesen mit 56 Zimmern, das 1941 als Radarstation für den zweiten Weltkrieg errichtet und in den 1950ern zu einem Regierungsstützpunkt umgebaut wurde. Im Falle eines Angriffs hätte er noch bis in die 1990er 250 Regierungsmitarbeiter beherbergen könnten.
„Er konnte komplett versiegelt werden, hatte ein eigenes Umluftsystem“, erzählte Hausmeister Christopher Howell Sky News. Vieles sei noch funktionstüchtig. Etwa die schallisolierte Kabinen, in denen Sendungen für die verbliebene Öffentlichkeit ausgestrahlt werden konnten. Das Haus wurde 2021 um 513.500 Euro erzielt.
Der Vorbesitzer in Cumbria hatte sich im Vorfeld rund 20.000 Euro für seinen kleinen Bunker erhofft. 56 Personen beteiligten sich dann an der Versteigerung. Schlussendlich wechselte die Immobilie für 57.000 Euro den Besitzer. Ende August kann der neue Besitzer dann seine erste Nacht dort verbringen.
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