Planspiele für den Kampf um den Elysée-Palast

Nicolas Sarkozy bleibt umstritten.
Nach der Wahl: Ex-Präsident Nicolas Sarkozy beansprucht Teilerfolg der Opposition für sich.

Wie alle übrigen Spitzenpolitiker hütete sich auch Nicolas Sarkozy am Wahlabend vor jedem Anflug von Triumph. Die Mitterechts-Allianz unter Führung seiner "Republikaner" konnte zwar im zweiten Durchgang der französischen Regionalwahlen sieben (von insgesamt 13) Provinzen erringen. Während sich die Sozialisten mit fünf Regionen begnügen mussten und die korsischen Autonomisten ihre eigenwillige Insel erstmals selber verwalten werden. Der "Front National" (FN), der im ersten Wahlgang in sechs Regionen auf Platz eins gelangt war, ging leer aus.

Aber in zwei Regionen konnten die "Republikaner" gegenüber dem FN nur gewinnen, weil sich die SP zu ihren Gunsten zurückgezogen hatte. Das nährt Zweifel in der bürgerlichen Opposition an der rechtslastigen Strategie von Sarkozy in Hinblick auf die Präsidentenwahlen 2017. Sarkozy hatte alle Bündnis-Angebote der SP verworfen und bei Wahlversammlungen versucht, die Nationalistin Marine Le Pen zu überbieten: "Ich habe als erster die christlichen Wurzeln Frankreichs betont" und: "Genug ist genug. Wir haben kein Geld für Flüchtlinge."

Sarkozy kann jetzt allerdings ins Treffen führen, dass die "Republikaner" mit seiner nationalkonservativen Linie einen Teil der FN-Wähler zurückgewannen. Seine Rivalen, darunter der populäre Ex-Premier Alain Juppé, meinen hingegen, dass dieser Kurs bei den Präsidentenwahlen zum vorzeitigen Ausscheiden des bürgerlichen Kandidaten führen würde.

Einstweilen gilt es als ausgemacht, dass Marine Le Pen in die Stichwahl für den Elysée-Palast gelangen wird, aber keine Chance auf einen Endsieg hat. Daher würde im ersten Wahlgang entweder der Kandidat der Linken, voraussichtlich Präsident François Hollande, oder der Kandidat der Mitterechts-Parteien auf der Strecke bleiben. Letzterer könnte den ersten Wahlgang nur überstehen, wenn er Zentrumswähler nicht abschreckt, glauben die Kritiker von Sarkozy.

Genereller Überdruss

Jenseits dieser eingefahrenen Planspiele der Parteien zeigen Umfragen, dass ein genereller Überdruss gegenüber allen bisherigen Spitzenpolitikern um sich greift: Eine Mehrheit wünscht keine Wiederholung der letzten Präsidentenwahl mit der selben Besetzung. Diese Ablehnung trifft gleichermaßen Präsident Hollande mit seinem Schlingerkurs, Ex-Staatschef Sarkozy mit seinen verbissenen Revanche-Gelüsten (für seine Abwahl 2012) und Marine Le Pen mit ihren hanebüchenen Wunderlösungen.

Kommentare