Trierweiler: „Fühle mich wie vom TGV überrollt“

Trierweiler fühlt sich nach dem Geständnis Hollandes über seine Affäre mit Julie Gayet wie vom Hochgeschwindigkeitszug „überfahren“.
Trierweiler war vom Seitensprung Hollandes überrascht. Bei seiner Pressekonferenz wich er aus.

Nomen est omen“, könnte man sagen: Keine 200 Meter vom Elysée-Palast entfernt befindet sich die Rue du Cirque (Zirkus-Gasse). Der Hauseingang auf Nummer 20 war auch am Dienstag wieder, parallel zur Pressekonferenz des französischen Staatschefs (siehe unten), ein ebenbürtiger und dazu noch erotisch aufgeladener Attraktionspunkt. Seit das Klatschblatt Closer dort die Wohnung geortet hat, in der François Hollande, 59, seine Geliebte, die Schauspielerin Julie Gayet, 41, traf, reißt der Strom der aufgekratzten Schaulustigen nicht mehr ab.

Trierweiler: „Fühle mich wie vom TGV überrollt“
epa04019072 An exterior view taken 13 January 2014 of an apartment building near the Elysee Palace in Paris, where French President Francois Hollande according to French magazine 'Closer' allegedly had an affair with French actress Julie Gayet. French gossip magazine 'Closer' on 10 January said it would remove allegations that Hollande was having an affair with an actress from its website, after being threatened with legal action by the actress. EPA/YOAN VALAT
Weil es da eigentlich nichts zu sehen gibt, fotografieren sich die Menschen selber vor dem Gebäude, manche räsonieren über die Affäre. Das beginnt oft damit, dass sie sich für ihre Anwesenheit entschuldigen („Wir waren zufällig in der Nähe“), anschließend die echten Schuldigen nennen („Ohne die Medien gäbe es den Rummel nicht“) und zum Schluss eine „Manipulation“ entlarven, der sie persönlich durchaus widerstehen würden: „Das Volk soll von den echten Problemen, etwa der Arbeitslosigkeit, abgelenkt werden. Auch die Vorgänger von Hollande leisteten sich Seitensprünge“, erläutert ein Passant mit vielsagendem Lächeln.

Keine „Première Dame“

Seitensprünge? Für einen Politiker aus dem Umkreis von Hollande ist der Begriff gar nicht zutreffend: „Laut Gesetz gibt es in Frankreich keinen offiziellen Status einer Première Dame. Die Person, um die es da geht, ist unverheiratet.“ Aber diese „Person“, also Valerie Trierweiler, die noch vor einer Woche als Lebensgefährtin des Präsidenten galt, lässt sich nicht wegretuschieren. Seit Freitag liegt die 48-jährige Journalistin in einer Klinik. Sie habe einen Schock erlitten und könne bis auf Weiteres das Spital nicht verlassen, ließen Ärzte verlauten. Einem befreundeten Journalisten der Zeitung Le Parisien gestand sie: „Ich komme mir vor, als hätte mich ein TGV (Frankreichs Hochgeschwindigkeitszug) überrollt.“ Von ihr auf seine Untreue angesprochen, hatte Hollande seine Affäre nicht bestritten.

Kein Freund der Ehe

Trierweiler: „Fühle mich wie vom TGV überrollt“
The latest edition of the weekly tabloid Closer features seven pages of revelations and photos about President Hollande alleged affair with Julie Gayet. Ms Gayet, 41, is an established television and cinema actress who has appeared in more than 50 films. Rumours of their alleged relationship have been circulating on the internet for many months. French President Francois Hollande says he is considering suing the magazine. File photo : Julie Gayet arriving at the premiere of Ridley Scott's Robin Hood presented out of competition and opening the 63rd Cannes Film Festival in Cannes, southern France on May 12, 2010. Photo by Hahn-Nebinger-Orban/ABACAPRESS.COM *** Local Caption *** [ VIENNAREPORT Nachrichten- und Bildagentur www.viennareport.at Mail office@viennareport.at Office 0043 1 586 8588 Office Mobile 0043 660 7605100 Bank CA 09603306300 BLZ 11000 IBAN AT14 1100 0096 0330 6300 BIC BKAUATWW ]
Jetzt erinnert man sich auch daran, dass Hollande nicht nur mit Trierweiler keine Ehe einging, sondern auch seine erste Partnerin, die prominente SP-Politikerin Ségolène Royal, auch nach dreißig Beziehungsjahren und vier Kindern nie heiratete.

Als es knapp nach der Amtsübernahme von Hollande 2012 zu einem politischen Eklat zwischen Royal und Trierweiler kam, schrieb der Psychoanalytiker Jacques-Alain Miller, Hollande würde sich seinen Frauen im Grunde ständig entziehen, er sei für sie nie wirklich fassbar. Dadurch würde er sie „verrückt machen“ und über kurz oder lang dieselbe Wirkung auf die französische Bevölkerung ausüben – eine gewagte Prophezeiung, die einem aber jetzt wieder in den Sinn kommen kann.

Die Frage aller Fragen ließ sich der Präsident vorsorglich gleich zu Beginn der Pressekonferenz von einem Mitglied seines eigenen Pressedienstes stellen – nur um sie dann rasch und einigermaßen souverän vom Tisch zu wischen. Seine Beziehung zu Valerie Trierweiler durchlaufe derzeit „schmerzliche Prüfungen“, sei allerdings eine private Angelegenheit. Er werde die Situation noch vor seinem Staatsbesuch in den USATrierweiler sollte ihn dorthin begleiten – klären.

Ansonsten war Hollande bei diesem lang vorbereiteten Auftritt vor den Medien bemüht, seine Pläne zur Sanierung der ramponierten französischen Wirtschaft gut zu verkaufen. Einen „Pakt der Verantwortung“ wollte er mit den Unternehmern schließen. Diesen sollten Steuererleichterungen, aber auch Liberalisierung allzu strenger Gesetze und Normen zugute kommen. So soll umgehend der Beitrag der Arbeitgeber zu den Familienbeihilfen gestrichen werden.

Im Gegenzug aber müssten die Unternehmer neue Arbeitsplätze schaffen, vor allem für problembelastete Gruppen der Bevölkerung wie jugendliche, aber auch ältere Arbeitslose. Wenn Frankreich seine Rolle in Europa und der Welt weiter behalten wolle, müsse es seine wirtschaftliche Stärke wiedererlangen, machte der Präsident deutlich, der im Laufe seines Auftritts allmählich wieder zur gewohnten Lockerheit zurückfand und sich ein paar Witzeleien leistete.

Partner Deutschland

Deutlich machte Hollande auch sein Bekenntnis zu Europa, dem Euro und zur Partnerschaft mit Deutschland. Noch engere Zusammenarbeit mit dem wirtschaftlich starken Nachbarn ist geplant. So will der Präsident einen gemeinsamen Konzern zur technischen Weiterentwicklung alternativer Energien.

Der Präsident, der zu seinem Amtsantritt klar linke Akzente gesetzt hatte, steuert nun einen typisch sozialdemokratischen Kurs der politischen Mitte. Er werde, so gab er sich pragmatisch, am Ende seiner Amtszeit daran gemessen werden, ob er den Staatshaushalt in Ordnung und die Wirtschaft wieder in Schwung gebracht habe. Fragen, ob Sparpolitik und Defizitabbau nicht linken Idealen widersprechen würden, parierte er mit Humor: „Wenn es, um ein Linker zu sein, genügen würde, das Defizit zu vergrößern, dann wäre mein Vorgänger (der konservative Sarkozy, Anm.)ein Linksradikaler gewesen.“

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