Ex-Ministerinnen sagen Machos Kampf an

Frankreichs Ex-Finanzministerin Christine Lagarde
Sexismus und Übergriffe im Parlament. Angesehene Politikerinnen fordern Ende der Straflosigkeit.

17 Ex-Ministerinnen aller politischen Schattierungen, darunter die jetzige Vorsitzende des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, haben in mit einer scharfen Erklärung eine Lawine im süffisanten Milieu der französischen Macho-Politiker losgetreten. Die angesehenen Politikerinnen fordern das "Ende der Straflosigkeit" für sexistisches Mobbing und Übergriffe gegen Frauen, namentlich im Parlament.

Alle Unterzeichnerinnen berichten über demütigende Zwischenrufe bei Wortmeldungen im Plenum ("Ich will Dich nackt sehen"), verächtliche Bemerkungen in Hörweite bei Kommissionstagungen ("Was hat die außer tollen Brüsten zu bieten?"), ständiger Anmache ("Besuch' meinen Wahlkreis, meine Frau ist abwesend") und sogar Tätlichkeiten ("Ich wurde mehrmals begrapscht" erzählt eine bürgerliche Politikerin).

Ausgelöst wurde diese Reaktion durch die jüngste Enthüllung, wonach der grüne Vizepräsident des Nationalrats, vier Frauen zu nötigen versucht hat. Die Grünen orderten daraufhin ein unabhängiges Auditing in ihren eigenen Reihen, während die Großparteien versuchen, ihre Skandale auszusitzen. Das dürfte ihnen schwer fallen, weil diesmal Frauen aller Lager auch ihre Parteimachos nicht mehr schonen wollen.

Die Unterzeichnerinnen betonen, dass die Mitarbeiterinnen von Parlamentariern von ihren Chefs noch viel häufiger und brutaler bedrängt werden, in Büros oder Garagen des Parlaments. Diese Frauen trauen sich nicht, Anzeige zu erstatten. Ungeahndet bleiben auch die meisten Übergriffe in Verkehrsmitteln oder in der übrigen Arbeitswelt – aus verständlichem Grund: 95 Prozent jener Frauen, die sich an die Behörden wenden, verlieren ihren Job.

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