Aus Sarkozys Affären wird Schlamassel für Hollande

Nützt die Konzerttour seiner Ehefrau Carla Bruni, sich wieder ins Rampenlicht zu spielen: Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy bastelt schon seit Längerem an einem Polit-Comeback.
Der SP-Staatschef gerät wegen des Lauschangriffs der Justiz auf Ex-Präsidenten in Nöten.

Konzert oder Politkundgebung? Wohl beides. Die Frau von Nicolas Sarkozy und Chanson-Sängerin, Carla Bruni, die am Dienstag im vollbesetzten Pariser Saal „Olympia“ auftrat, teilte den Jubel des Publikums mit ihrem Mann, der in der ersten Reihe Platz genommen hatte. Der bürgerliche Ex-Staatschef, der an seinem politischen Comeback feilt, ohne es offen zu deklarieren, benützt die landesweite Konzerttournee von Carla, um seine Popularität zu demonstrieren. Das äußert sich in besonders starkem Applaus für Carlas Song „Mon Raymond“, eine verschlüsselte Ode auf Sarkozy („Mein Raymond ist eine Wucht“). Danach gibt es Gelächter für das Spottlied „Der Pinguin“, das auf SP-Präsident Francois Hollande gemünzt ist („Du schaust besorgt drein, Pinguin, Du bist entlarvt“).

Carlas Song

Am Dienstag säuselte Carla aber bei ihrem bekanntesten Hit („Jemand sagte mir, Du liebst mich noch“) einen neuen Refrain: „Jemand sagte mir, wir werden abgehört“ – und das Publikum johlte empört: „Barbouzes“ (sinngemäß: Schergen und Schnüffler).

Carla gab damit dem Versuch von Sarkozy Ausdruck, sich als Opfer einer Verschwörung der sozialistischen Staatsführung zu präsentieren – womit Sarkozy nunmehr Erfolg haben könnte. Dabei war seine Ausgangslage verheerend: In der Vorwoche wurde zuerst enthüllt, dass Sarkozy, von seinem Lieblingsberater, einem Überläufer aus dem rechtsrechten Eck. mit dem er dubiose Geschäftsbeziehungen unterhielt, bei allen Unterredungen heimlich auf Band genommen wurde. Anschließend wurde bekannt, dass U-Richter seit einem Jahr den Ex-Präsidenten auf amtlichen Weg abhören lassen.

Sieben Justizverfahren

Ausgangspunkt war der Verdacht, Sarkozy habe Wahlspenden vom lybischen Diktator Gaddafi bezogen. Im Zuge der Belauschung kam ein neues Verdachtsmoment gegen Sarkozy dazu, nämlich die Bestechung eines Richters. Insgesamt sind sieben verschiedene Vorerhebungen der Justiz gegen den Ex-Präsidenten im Gange: die Vorwürfe reichen von Korruption über Amtsmissbrauch bis hin zur Veruntreuung öffentlicher Gelder.

Allerdings wurden auch die Gespräche zwischen Sarkozy und seinem Anwalt abgehört. Das ist zwar legal, aber trotzdem umstritten. Prominente Anwälte erhoben Protest. Dabei kam aber auch heraus, dass der Ex-Staatschef zwecks Tarnung ein Handy benützte, das auf den Namen eines nicht eingeweihten, und deshalb jetzt empörten Jugendfreunds des Anwalts lautete – also ein klarer Fall von Identitätsraub. Außerdem waren unter Sarkozy von der Polizei nachweißlich Journalisten illegal abgehört worden.

Den Faden verloren

Skurrilerweise sind aber inzwischen die Linksregierung und Hollande in Nöten: Hollande will nichts vom Lauschangriff der Richter auf Sarkozy gewusst haben. Die Justizministerin und der Innenminister behaupteten, sie hätten erst kürzlich davon erfahren und keinerlei Informationen über den Inhalt bekommen – was im Fall der Justizministerin nachweislich falsch ist. Die bürgerliche Opposition spricht von „politischer Spionage“ und fordert den Rücktritt der Justizministerin, während die meisten Franzosen längst den Faden verloren haben und nicht mehr wissen, wer wen jetzt abgehört hat.

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