Lob und Kritik in der Türkei über EU-Annäherung

In der Türkei, die sich seit Jahren um einen Beitritt zur EU bemüht, leben rund zwei Millionen Menschen, die aus Syrien geflohen sind.
Presseschau: Der Aktionsplan zwischen der EU und Ankara wird unterschiedlich bewertet.

Während regierungskritische türkische Medien am Freitag die Einigung zwischen der EU und Ankara hinterfragen, werden in AKP-nahen Zeitungen die Gespräche als positiv gewertet. Die oppositionelle Tageszeitung "Cumhuriyet" schreibt von einem "Feilschen um Flüchtlinge". Nur wenn die Türkei zwei Millionen Flüchtlinge behalte, würden die Visa-Regeln für Türken erleichtert, kritisiert das Blatt.

"Geschenkpaket"

Die regierungstreue Tageszeitung "Sabah" schreibt in ihrer Onlineausgabe von einem "Geschenkpaket", das die Europäer nun angesichts der Flüchtlingskrise für die Türkei schnüren würden. Darin enthalten seien die in Aussicht gestellten Gelder, die von der Türkei gewünschte Liberalisierung der Visa und die eine Wiederbelebung der EU-Beitrittsgespräche, heißt es in der Zeitung weiter.

Das nationalistische und AKP-nahe Blatt "Yeni Safak" schreibt, "Europa ist gründlich unter Druck geraten". Die Europäische Union sei wegen der Flüchtlingskrise derart in Bedrängnis, dass sie die Türkei habe davon überzeugen müssen, der EU zu helfen.

Die ebenfalls regierungsnahe "Milliyet" kritisierte die Haltung Frankreichs und schreibt, dass trotz der türkischen Hilfe keine Visa-Erleichterung in Aussicht stehe. Frankreichs Präsident Francois Hollande habe vor einer raschen Visa-Erleichterung für die Türkei gewarnt, um eine Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise zu erreichen.

Aktionsplan

Die EU und die Türkei haben in der Nacht zum Freitag beim EU-Gipfel in Brüssel auf einen gemeinsamen Plan zur Bewältigung der Flüchtlingskrise verständigt. Es sei eine Übereinkunft über "den genauen Inhalt dieses gemeinsamen Aktionsplans" erzielt worden, sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Die finanzielle Unterstützung Ankaras werde jetzt noch ausgearbeitet. Ankara fordert drei Milliarden Euro für die Versorgung der Menschen - dreimal so viel wie bisher von der EU angeboten.

Zudem hätten beide Seiten vereinbart, die Verhandlungen über Visa-Erleichterungen für die Türkei "zu beschleunigen." In der Türkei, die sich seit Jahren um einen Beitritt zur EU bemüht, leben rund zwei Millionen Menschen, die aus Syrien geflohen sind. Die EU möchte, dass die Flüchtlinge in der Türkei bleiben und nicht in die EU weiterziehen.

Kommentare