Flucht aus Ostafrika nach Jemen: Falsche Hoffnung auf besseres Leben

Migranten erhoffen sich eine Weiterreise in die Golfstaaten
Jährlich wagen 100.000 Menschen die Überfahrt in das Bürgerkriegsland, um in die Golfstaaten zu gelangen.

Zwei tragische Vorfälle allein diese Woche bringen eine in Europa fast unbekannte Flüchtlingsroute in die Schlagzeilen: jene von Ostafrika in das Bürgerkriegsland Jemen.

180 Migranten wurden am Donnerstag gezwungen, ins Meer zu springen, mindestens 55 ertranken. Es war der zweite Fall dieser Art innerhalb von zwei Tagen. Die Menschenhändler zwingen die Flüchtlinge ins Wasser, da sie an der Küste Behörden vermuten.

Im Jemen herrscht seit Jahren ein blutiger Bürgerkrieg, trotzdem wagen seit 2015 jährlich über 100.000 Flüchtlinge, großteils aus Äthiopien und Somalia, die Überfahrt. Heuer waren es bereits 55.000, ein Drittel davon Frauen und mehr als die Hälfte minderjährig.

Problemlose Durchreise

Äthiopier und Somalier fliehen vor den Unruhen und der Armut in ihrer Heimat, oft unwissend vom Kriegszustand, in dem sich der Jemen befindet. Aber auch Wissende treten die Reise an, da sie sich von der ungeregelten Lage im Jemen eine problemlose Ein- und Weiterreise versprechen, an der sie nicht von staatlichen Autoritäten gehindert werden.

Die Flüchtlinge hoffen, in wohlhabende Golfstaaten reisen zu können, um sich dort eine Zukunft aufzubauen. Idil Osman, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem Projekt zu Migration am Horn von Afrika, hat Aljazeera erklärt, dass die Flüchtlinge in dem Glauben, der Krieg betreffe sie nicht, aufbrechen.

Doch die Gefahr, die eine Reise in ein Kriegsgebiet birgt, zeigte ein Fall im März, als ein Helikopter der Militärallianz Saudi Arabiens ein Flüchtlingsboot beschoss und 42 Menschen tötete.

Im Jemen angekommen, zehrt mangelnde Wasser- und Nahrungsversorgung an den Flüchtlingen. Zudem fallen sie oft bewaffneten Schmugglerringen in die Hände. Besitzen sie nicht genügend Geld, um sich freizukaufen, werden sie misshandelt, gefoltert oder zu Zwangsarbeit herangezogen. Andere werden in den Krieg involviert.

Organisationen wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR haben bereits Kampagnen in den betroffenen afrikanischen Staaten initiiert, um vor der "gefährlichen Überfahrt" zu warnen. Doch müsse die Botschaft stärker in den lokalen Communitys vermittelt werden, so Osman.

- Theresa Herzog

Kommentare