Fischer über Willy Brandt: „Ein Patriot“

Willy Brandt, Ex-Kanzler, Ex-SPD-Chef, beim letzten Österreich-Besuch 1990 von Fischer begrüßt.
Zwei amtierende Bundespräsidenten gedenken des ersten deutschen SPD-Kanzlers bei der Feier in seiner Heimatstadt Lübeck.

Großer Tag für die Hansestadt Lübeck: Hier kam Willy Brandt am 18. Dezember 1913 zur Welt, hundert Jahre später ehrte ihn seine Heimatstadt mit der größten Geburtstagsfeier.

In der Stadthalle versammelten sich am frühen Mittwoch Abend 1500 Sozialdemokraten, Freunde und Familienangehörige, darunter seine Kinder und Enkel. Viele aktuelle und frühere Mitglieder der SPD-Spitze waren da und viele Weggefährten Brandts, darunter sein lebenslang engster Berater und Vertrauter, der heute 92-jährige Egon Bahr. Der von den Trauerfeierlichkeiten für Nelson Mandela aus Südafrika direkt eingeflogene Bundespräsident Joachim Gauck sprach ein Grußwort.

Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer hielt die Festrede. Er hatte in seinen vielen sozialdemokratischen Funktionen Brandt „seit seinen Tagen als Bürgermeister von West-Berlin gut gekannt.“ Er lobte Brandt als „einen der großen europäischen Staatsmänner des 20. Jahrhunderts, der einen tiefen Eindruck hinterlassen hat bei allen, die ihn kennenlernen durften.“

Brandt habe „mit seinen Facetten und Talenten niemanden kalt gelassen, ein Mensch mit Emotionen, der Emotionen weckte“, beschrieb Fischer die trotz des Friedensnobelpreises in Deutschland bis heute nicht ganz unumstrittene Figur. Aber „die Geschichte hat zu seinen Gunsten entschieden, er war ein Glück für Deutschland und Europa.“

Kreisky-Freund

Fischer erinnerte in warmen Worten an die Stationen des „linken Demokraten“ in heftigen Zeiten „mit extrem negativen und stark positiven Empfindungen“. In seinen 23 Jahren als SPD-Vorsitzender und fünf Jahren als Bundeskanzler habe sich „in Europa und Deutschland unglaublich viel ereignet“, der politische Gestaltungsraum sei damals wohl größer gewesen als heute. Und Brandt sei auch „ein Freund Österreichs und seines damaligen SPÖ-Kanzlers Bruno Kreisky aus frühen Emigrationszeiten“ gewesen, erinnerte Fischer bewegt.

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