Fall Nawalny: Jetzt fordert auch UNO unabhängige Untersuchung

Die chilenische Ex-Präsidentin Michelle Bachelet
Hochkommissarin Bachelet: "Nawalny war eindeutig jemand, der staatlichen Schutz brauchte."

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, hat von Russland eine unabhängige Untersuchung im Fall des vergifteten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny verlangt. Bachelet reagierte damit am Dienstag auf die Einschätzung deutscher Spezialisten, dass der 44-Jährige mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet worden sei, wie es in einer Mitteilung des UN-Menschenrechtsbüros in Genf hieß.


Nawalny war am 20. August auf einem Flug in Russland ins Koma gefallen und später auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt worden. Bachelet begrüßte zugleich die Nachricht, dass er am Montag aus dem künstlichen Koma zurückgeholt wurde.


Nawalny sei bereits vor dem Giftanschlag wiederholt von Behörden oder Unbekannten schikaniert, festgenommen und angegriffen worden, sagte Bachelet weiter. „Nawalny war eindeutig jemand, der staatlichen Schutz brauchte“, sagte sie. „Auch wenn er der Regierung ein politischer Dorn im Auge war“.

Es obliege den russischen Behörden, umfassend zu untersuchen, „wer für dieses Verbrechen verantwortlich ist - ein sehr ernstes Verbrechen, das auf russischem Boden begangen wurde“, hieß es in der Mitteilung weiter.

Militärischer Kampfstoff

Russland bestreitet, in den Fall des Oppositionellen verwickelt zu sein. Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach am Montag erneut von „absurden Versuchen“, die russische Staatsführung damit in Verbindung zu bringen. Nawalny hat in seiner Heimat unter anderem verschiedene Korruptionsskandale aufgedeckt. Die deutsche Regierung hatte nach Untersuchungen eines Spezial-Labors der Bundeswehr mitgeteilt, dass sie es als zweifelsfrei erwiesen ansehe, dass Nawalny mit dem militärischen Nervengift Nowitschok vergiftet worden sei.

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