Facebook als Helfer: Wie Trump seine Wähler fand

Daten von Facebook-Nutzern wurden analysiert, um perfekt abgestimmte Botschaften zu kreieren.

"Welcher Pokemon-Typ passt zu mir?", "Welche Worte benutzt Du am meisten?" - solche und ähnliche Fragetests waren in sozialen Netzwerken wie Facebook beliebt und wurden unter Nutzern geteilt.

Ein Persönlichkeitstest namens thisisyourdigitallife fragte die Teilnehmer etwa danach, wie offen sie sind, wie rachsüchtig sie sein können, ob sie Projekte zu Ende bringen, ob sie sich oft Sorgen machen, Kunst mögen oder gesprächig sind.

Etwa 320.000 Menschen machten diesen Test, der von einem Mann namens Aleksandr Kogan entwickelt wurde. Kogan war von der britischen Kommunikationsfirma Cambridge Analytica beauftragt worden. Die Firma wiederum wurde von Unterstützern der US-Republikaner gegründet, darunter Steve Bannon, dem späteren Chefstrategen des heutigen US-Präsidenten Donald Trump.

 

Weil Kogans App bei Facebook im Umlauf war, griff sie weit mehr Daten ab als nur die Informationen der Testpersonen selbst. Seinerzeit - 2015 - konnten solche Apps alle persönlichen Daten nicht nur der Testperson, sondern auch all seiner Facebook-Freunde abrufen. Damit kam letztlich eine gigantische Datenmenge von rund 50 Millionen Facebook-Nutzern zustande: ihre persönlichen Informationen, ihre "Gefällt mir"-Entscheidungen, ihre Orte, ihre Fotos, ihre Netzwerke.

Goldgrube

Im Marketing werden solche Informationen für gezielte Werbung etwa für Autos, Kleidung oder Urlaubsziele genutzt. Auch in früheren Wahlkämpfen wurden solche Daten von Kandidaten dazu verwendet, potenzielle Unterstützer zu identifizieren.

Für Kogan und Cambridge Analytica aber war dies noch eine viel größere Goldgrube: Sie nutzten die Daten für das psychologische Profiling von US-Wählern, kreierten mächtige Datenbanken, die dazu beitrugen, Trump bei der Präsidentschaftswahl 2016 zum Sieg zu verhelfen.

Neigungen, Ängste, Vorlieben

Die Daten verschafften dem Trump-Team außerordentliches Herrschaftswissen über Facebook-Nutzer. Mit gezielter Werbung und gezielten Botschaften konnte zugeschnitten auf deren individuelle Neigungen, Ängste und Vorlieben angespielt werden - es wurde eine Verbindung zwischen ihnen und dem Präsidentschaftskandidaten hergestellt.

Das Projekt basierte auf der Forschung des ehemaligen Cambridge-Wissenschaftlers Michal Kosinski, der Menschen auf Basis von Informationen analysiert, die sie im Internet zur Verfügung stellen. In einer Studie kamen Kosinski und sein Team 2015 zu dem Schluss, dass computerbasierte Persönlichkeitsbewertungen zutreffender seien als entsprechende von Menschen vorgenommene Beurteilungen.

Daten von 50 Millionen Menschen

Kosinski wollte die von ihm für seine Forschung gesammelten Facebook-Daten jedoch nicht Kogan und Cambridge Analytica zur Verfügung stellen - Medienberichten zufolge wohl in dem Wissen, dass diese für politische Zwecke verwendet werden würden.

Kogan entwickelte daraufhin seine eigene Test-App und sammelte damit die Daten von 50 Millionen Menschen, die das Rückgrat für Trumps Social-Media-Kampagne werden sollten. Facebook sagt inzwischen, dass Kogan mit dem Datenabgriff über die Netzwerke der Freunde illegal handelte. Zudem verhindert das Unternehmen mittlerweile, dass Apps derart viele Daten über Freunde-Netzwerke abrufen können.

Trumps Wahlkampfteam wusste mit Hilfe von Cambridge Analytica offenbar weit mehr über potenzielle Wähler und Wählergruppen als irgendjemand zuvor. Das Team wusste auch, wo es bei der Einflussnahme auf die Wähler ansetzen musste, um den- oder diejenige in die Wählerschaft des Immobilienmilliardärs zu drängen. Für Trump hat das funktioniert.

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