Datenskandal: Facebook-Chef Zuckerberg gibt "Fehler" zu

Datenskandal: Facebook-Chef Zuckerberg gibt "Fehler" zu
Tagelang war Mark Zuckerberg abgetaucht. Jetzt meldete er sich erstmals zu Wort. Der Schaden ist aber bereits massiv.

Drei Tage lang hat sich Mark Zuckerberg Zeit gelassen. Am Dienstag meldete sich der Facebook-Chef nun erstmals zu dem Skandal um den Missbrauch von Nutzerdaten durch die Firma Cambridge Analytica zu Wort. In einem eigenen Facebook-Posting räumte Zuckerberg "Fehler" ein. Das Vertrauen der Nutzer, die ihre Daten dem Online-Netzwerk anvertrauen und erwarten, dass sie sicher sind, sei verletzt worden, schrieb der Facebook-Chef.

"Ich habe Facebook gestartet und am Ende des Tages trage ich die Verantwortung dafür, was auf unserer Plattform geschieht."

 

Eine ausdrückliche Entschuldigung kommt in dem Beitrag aber nicht vor. Zuckerberg verweist vielmehr darauf, dass die Analyse-Firma Cambridge , die unter anderem für das Wahlkampfteam von Donald Trump arbeitete, unrechtmäßig an die Daten gekommen sei. 

Das größte Soziale Netzwerk der Welt steht seit dem Wochenende in der Kritik, nachdem bekannt geworden war, dass das britische Unternehmen Cambridge  die Daten von laut Medienberichten mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump eingesetzt haben soll. Ziel sei es gewesen, eine Software für die Kampagne Trumps zu programmieren, um Wählerentscheidungen vorauszusagen und auch zu manipulieren.

Möglich sollte dies durch eine eigene Facebook-App werden, die mit Hilfe einer Umfrage zu Persönlichkeits-Typen erstellte. Die daraus gewonnen Daten wurden heimlich an Cambridge Analytica weitergegeben.

Wieviele Facebook-Nutzer genau von dem Datenleck betroffen waren, ist nicht klar. Zuckerberg nannte keine genaue Zahl, sprach aber von mehreren Dutzend Millionen Nutzern. 

Die britische Zeitung Observer hatte berichtet, dass Facebook schon im Jahr 2015 von dem massiven Abfischen von Nutzerdaten durch Cambridge Analytica erfahren habe. Facebook habe damals die betroffenen Nutzer nicht informiert und auch "nur begrenzte Schritte" ergriffen, die Nutzerdaten zurückzuholen und abzusichern.

Mehrere Fronten für Facebook

In den USA nahm laut Medienberichten die Handelsaufsichtsbehörde FTC Untersuchungen zu dem Skandal auf. In den Bundesstaaten New York und Massachusetts teilten die Staatsanwaltschaften mit, schriftlich Aufklärung von Facebook eingefordert zu haben.

Auch die britische Datenschutzbehörde nimmt das Verhalten von Facebook unter die Lupe. Sie prüfe, inwiefern Facebook die gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen eingehalten und ob das Unternehmen "angemessen reagiert" habe, als die Dinge aus dem Ruder gelaufen seien, sagte Behördenchefin Elizabeth Denham.

Zudem wird Facebook durch parlamentarische Untersuchungen unter Druck gesetzt. Europaparlamentspräsident Antonio Tajani teilte im Kurzbotschaftendienst Twitter mit, das Parlament habe Zuckerberg "eingeladen". Er müsse "vor den Vertretern von 500 Millionen Europäern klarstellen, dass persönliche Daten nicht dazu benutzt werden, um Demokratie zu manipulieren".

In London erklärte der Vorsitzende des Unterhausausschusses für Digitales und Medien, Damian Collins, dass er Zuckerberg in einem Schreiben zur Aussage vor dem Gremium aufgefordert habe. Auch Mitglieder des US-Senats wollen den Facebook-Chef in ihrer Kammer aussagen lassen.

Entschuldigung von Zuckerberg in Datenskandal

PR-Problem

Es ist nicht das erste Mal, dass Facebook in der Kritik von Datenschützern und Politikern steht. Bisher hatte sich Zuckerberg jedoch stets unbeeindruckt davon gezeigt. Der Skandal um Cambridge Analytica könnte sich nun aber zu einer handfesten Krise für das Unternehmen auswachsen.

Offiziell sah sich Facebook - jedenfalls bis Dienstag - als Opfer eines Betrugs. Die Reaktionen auf den Skandal sind jedoch heftig: Anleger stoßen Facebook-Aktien ab. Bei Twitter macht der Hashtag "#deletefacebook" (lösche Facebook) die Runde. Er wurde unter anderem von WhatsApp-Mitgründer Brian Acton aufgegriffen, der den Messaging-Dienst für rund 22 Milliarden Dollar an Facebook verkauft hatte und bis vor kurzem auch noch dort beschäftigt war.

Das sind Zeichen dafür, dass die öffentliche Stimmung so einhellig gegen Facebook ist wie vielleicht noch nie zuvor. Die Soziologin Zeynep Tufekci schreibt in der New York Times von "Facebooks Überwachungsmaschine". Der frühere Facebook-Investor Roger McNamee warnt, wenn die Firma nicht reagiere, würden sich Nutzer abwenden. Das könne die Plattform "dauerhaft bedrohen". Warton-Professor Michael Useem sieht einen "katastrophalen Moment" für das Netzwerk. Und von Gründer und Chef Zuckerberg und war seit Beginn der Krise nichts zu hören. 

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