Exil-Syrer: "Mit Geld kommst du durch"

Syrien: Ein Netzwerk von Exil-Syrern zwischen den USA und dem Libanon versorgt die Rebellen und schleust Verletzte aus dem Land.

Abuts Beine sind ein medizinisches Kunstwerk: Gespickt mit Titanschrauben, gegipst, in eine Art Schraubstock eingespannt, der von außen stützt, wo es die zersplitterten Knochen nicht mehr können. „Ich kann die Operationen gar nicht mehr zählen", grinst der Kämpfer, dem Granatsplitter in der syrischen Widerstandshochburg Homs die Unterschenkel zerfetzt haben. Jetzt liegt er mit 80 Mitkämpfern in einem staatlichen Spital in der libanesischen Stadt Tripoli.
Wie es der 25-Jährige so schwer verletzt geschafft hat, aus Syrien zu entkommen, weiß nicht er, sondern sein Freund Fares: „Wir haben ihn über Kilometer auf einer Bahre getragen, weil wir die Grenzposten umgehen mussten."

Geld aus Amerika

Exil-Syrer: "Mit Geld kommst du durch"

Als die Truppe die Berge ins libanesische Bekaa-Tal überwunden hatte, holte ein Rettungswagen den Verletzten ab. Ein gefährlicher weiter Weg und hohe Kosten: Die aber müssen Abut nicht kümmern. Für Transport, Spitalsaufenthalt, Operationen kommen andere auf. Andere, über die man hier im Libanon nicht im Detail reden will. Aber, so viel macht eine Exil-Syrerin, die hier Hilfe organisiert, klar: „Wir kriegen das Geld schon zusammen – es gibt viele Syrer, die uns helfen – hier, aber auch in Amerika." In Organisationen wie der „Syrian Sunrise Foundation" finden sich Exil-Syrer aus der ganzen Welt, einige sehr reich, alle aber von einem Wunsch angetrieben: Das Assad-Regime, das sie einst fliehen ließ, zu stürzen.

Der Weg aus, aber auch nach Syrien führt über Schmuggel-Routen. Durch das libanesische Bekaa-Tal, wo in Friedenszeiten Zigaretten, Drogen und Autos geschleust werden, läuft jetzt der Nachschub für die Rebellen. Medikamente, Kleidung, Waffen. Über die aber schweigt man hier lieber. Klar sei nur, meint einer der Kämpfer, „dass wir davon viel zu wenig haben".

Dollars sind leichter zu transportieren als Gewehre, und mit denen lässt sich in der korrupten Diktatur jenseits der Grenze viel anstellen. „Wir kaufen den Soldaten ihre Waffen ab", erklärt Fares seine Geschäfte, „viele von denen wollen ohnehin nur rasch desertieren."

Waffen kosten viel, Information dagegen gebe es gratis, erklärt der Grenzgänger, der Woche für Woche zwischen dem Libanon und Syrien pendelt: „Wenn die Soldaten überlaufen, verraten sie uns die Armeestellungen." Doch die, das beteuern viele Kämpfer, seien oft von Scharfschützen aus dem Iran besetzt. Söldner, die jeden eiskalt töten, der ihnen vor die Gewehre läuft.

Fares hat viele ihrer Opfer gesehen, war selbst unter Beschuss. Trotzdem macht er sich in ein paar Tagen wieder Richtung Homs auf. Diesmal aber nicht auf Schleichpfaden durchs Gebirge, sondern mit ein paar Dollar mehr in der Tasche – für die syrischen Grenzwachen: „Wenn du weißt, wen du bezahlen musst, kommst du mit Geld locker durch."

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