SPÖ wahlkämpft schon, ÖVP streitet noch

SP-Kandidat Freund will gerechteres Europa: "Es ist unerträglich, dass Banken systemrelevant sein sollen, aber unsere Jugendlichen nicht"
Die ÖVP hat in einer Strategiesitzung einen Vorschlag für die EU-Kandidatenliste erarbeitet.

Beim koalitionären Europa-Wettstreit hat die SPÖ derzeit eindeutig die Nase vorn – zumindest, was die Vorbereitung anbelangt: Während die SPÖ am Freitag mit demonstrativer Einigkeit ihre Kandidaten für die EU-Wahl präsentierte, stritt die ÖVP zur gleichen Zeit um Listenplätze.

Schauplatz eins: Der "kleine Parteitag" der SPÖ in der Hofburg. Begleitet von dramatischer Musik, Ministern und Parteigrößen ziehen Bundeskanzler Werner Faymann und Spitzenkandidat Eugen Freund in den großen Redoutensaal ein.

Auch wenn Freund bei seinem Auftritt wirkt wie das Nicht-Parteimitglied, das er ist: Inhaltlich passt zwischen Kanzler und Kandidat kein Stimmzettel. Beide fordern ein "sozialeres, gerechteres" Europa, geißeln die "Hetze der Rechten" und die Wirtschaftspolitik der "Konservativen": "Es ist unerträglich, dass die Neoliberalen die Banken für systemrelevant erklären, aber nicht unsere Jugendlichen", sagt Freund. Von ihm gibt es auch EU-Kritik: "Die EU mischt sich in viele Sachen ein, die sie nichts angehen."

Was ist von Freunds eher holprigen ersten Auftritten nach der Präsentation im Jänner geblieben? Mehr, als der SPÖ lieb sein kann: Auch in der Hofburg spricht er zuerst einmal über sich selbst. Als er den SPÖ-Delegierten dann einen Vortrag zu Bruno Kreisky hält, schaut so mancher verdutzt. Immerhin streut Freud Selbstironie ein: "... wie ihr alle wisst, bin ich ja mit Zahlen gut", sagt Freund in Anspielung auf Interviews, in denen er sich beim durchschnittlichen Arbeitergehalt gehörig verschätzte.

Keine Chance für Karl

Schauplatz zwei: ÖVP-Strategiesitzung in der Politischen Akademie, Listenk(r)ampf statt Einigkeit: Es habe "Diskussionsbedarf" gegeben, sagt Parteichef Michael Spindelegger. Und zwar über die Listenplätze vier bis sechs (hinter Spitzenkandidat Othmar Karas, Bauernbündlerin Elisabeth Köstinger und Wirtschaftsbündler Paul Rübig), die denn auch geheim abgestimmt wurden. Dabei setzte sich die Westachse gegen die Steiermark durch: Die Salzburgerin Claudia Schmidt als Listen-Vierte darf mit einem Mandat rechnen, während die steirische Ex-Ministerin Beatrix Karl als Sechste (hinter Seniorenbündler Heinz K. Becker) keine Chancen haben dürfte. Landesparteichef Hermann Schützenhöfer kritisierte zwischen den Zeilen: Er sei "nicht enttäuscht", mache sich aber Sorgen um das ÖVP-Ergebnis. Mit gutem Grund: Die Steiermark ist für die ÖVP ein zentrales Bundesland. Doch ohne relevante Kandidatin ist die Motivation, für die Bundes-ÖVP zu "laufen", enden wollend.

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