EU will bei Impfstoffen vermehrt auf mRNA-Technologie setzen

Corona-Impfstoffe von Astrazeneca
Auslaufende Verträge mit zwei Herstellern sollen im kommenden Jahr nicht mehr verlängert werden, berichtete eine italienische Zeitung.

Die EU-Kommission will bei den nächsten Bestellungen für Corona-Impfstoffe vor allem auf die neuartige mRNA-Technologie setzen, die zum Beispiel Biontech/Pfizer und Moderna nutzen. Dies bestätigten Kommissionskreise am Mittwoch in Brüssel. Dies bedeute aber nicht, dass Hersteller wie AstraZeneca und Johnson & Johnson bei künftigen Verträgen bereits aus dem Rennen seien oder deren Verträge nicht verlängert würden. Entsprechende Berichte seien falsch, sagte ein EU-Beamter.

Zuvor hatte die italienische Tageszeitung La Stampa berichtet, dass die EU-Kommission beschlossen habe, die Verträge mit den beiden Impfstoffherstellern Astra Zeneca und Johnson & Johnson im nächsten Jahr nicht zu verlängern. Das stimme zwar nicht, sagte ein EU-Beamter zur Süddeutschen Zeitung, jedoch könnte es sein, dass man mRNA-Impfstoffe wie jene von den Herstellern Pfizer und Moderna bevorzugen werde.

Andere Wirkweise

La Stampa berief sich in ihrem Bericht auf eine Quelle im italienischen Gesundheitsministerium. "Die Europäische Kommission hat im Einvernehmen mit den Staats- und Regierungschefs vieler EU-Länder beschlossen, dass die Verträge mit den Unternehmen nach Ablauf nicht verlängert werden", heißt es in dem Bericht. Auch die italienischen Journalisten berichteten, dass die EU sich auf Impfstoffe mit Messenger-RNA-Technologie (mRNA) wie Pfizer und Moderna konzentrieren wollen.

AstraZeneca und Johnson & Johnson nutzen für ihre Corona-Impfstoffe eine andere Wirkweise mit Hilfe sogenannter Adenoviren. Zuletzt waren beide Vakzine mit Blutgerinnseln im Gehirn in Verbindung gebracht worden. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt den Impfstoff von AstraZeneca dennoch weiter. Beim Vakzin von Johnson & Johnson läuft eine weitere Prüfung. Der Konzern hat die Auslieferung in Europa vorerst ausgesetzt.

Pfizer-Werk in Deutschland

Dass die EU auf die mRNA-Impfstoffe setzen wird, ist keine große Überraschung. Wird ja seit Kurzem viel Hoffnung auf das Ende März von der EMA zugelassene neue Pfizer-Werk im deutschen Marburg gelegt. Dort soll jedes Jahr rund eine Milliarde Dosen Corona-Impfstoff hergestellt werden - rund die Hälfte der von Pfizer/Biontech weltweit zugesagten Impfdosen im Kampf gegen Corona.

Impfdosen für Kinder

Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Kommission bis zu 1,8 Milliarden Impfstoffdosen für Auffrischungen und für Kinder bestellen will. Der Vertrag soll für die Jahre 2021 bis 2023 gelten. Als Kriterien nannten Kommissionskreise bereits am Freitag, dass es sich um Impfstoffe auf Grundlage der mRNA-Technologie handelt.

Mit den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna sind bisher zwei Impfstoffe dieser Art in der EU zugelassen. Im Sommer könnte das Mittel von Curevac hinzukommen. Weitere Kriterien sind, dass der Impfstoff in Europa produziert wird und dass das Unternehmen ausreichende Produktionskapazitäten hat.

Reuters berichtet unterdessen, die EU-Kommission verlangt Klärung vom Johnson & Johnson. Das Unternehmen hatte "völlig unerwartet" angekündigt, dass es zu Verzögerungen bei der Lieferung von Corona-Impfstoffen kommen werde.

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