Juncker startet mit neun Frauen

Eine zahlenmäßige Gleichberechtigung der Geschlechter in der neuen Kommission wurde verfehlt.

Der designierte EU-Kommissionspräsident Jean Claude Juncker hat die vom Europaparlament zur Mindestanforderung erklärten neun Kommissarinnen für sein 28-köpfiges Führungsteam zusammen. Das bestätigte seine Sprecherin Natasha Bertaud am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Eine zahlenmäßige Gleichberechtigung der Geschlechter in der neuen Kommission wurde damit aber ebenso verfehlt wie das ursprüngliche Ziel, mehr als neun Ressorts mit weiblichen Kandidatinnen zu besetzen, wie dies schon in der aktuellen Legislaturperiode der Fall war.

Juncker führte am Donnerstag letzte Gespräche mit den Kandidaten für die Europäische Kommission, am Freitag will er sein komplettes Führungsteam vorstellen. Jeder der inzwischen 28 EU-Mitgliedstaaten wird dabei mit einem Ressort bedacht. Zwar hat sich die EU-Kommission mehr Gleichberechtigung bei der Vergabe politischer Spitzenposten auf die Fahne geschrieben, eine offizielle Mindestquote gab sie den für die Nominierung zuständigen Mitgliedstaaten aber nicht vor.

Allerdings waren Juncker zunächst sogar nur vier Kandidatinnen aus den Hauptstädten vorgeschlagen worden. Aus dem Europaparlament gab es daraufhin Drohungen, die neue Kommission abzulehnen, wenn nicht wie bisher wieder mindestens neun Frauen an Bord sind. Um die Männerrunde aufzubrechen, lockte Juncker die Regierungen dann mit einflussreicheren Ressorts, falls diese eine Frau nach Brüssel schicken sollten.

Es folgt eine Auflistung der Kandidaten und ihre Zugehörigkeit zu den europäischen Parteifamilien nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters. 14 gehören der Europäischen Volkspartei (EVP) an, acht den Sozialisten und Sozialdemokraten (S&D), fünf den Liberalen und der Brite Jonathan Hill zu den Europäischen Konservativen und Reformisten (ECR):

BELGIEN: Marianne Thyssen (EVP), bisher Parlamentsabgeordnete.

BULGARIEN: Kristalina Georgieva (EVP), bisher Kommissarin für humanitäre Angelegenheiten.

DÄNEMARK: Margrethe Vestager (Liberale), bisher Wirtschaftsministerin.

DEUTSCHLAND: Günther Oettinger (EVP), bisher Energiekommissar.

ESTLAND: Andrus Ansip (Liberale), ehemaliger Ministerpräsident.

FINNLAND: Jyrki Katainen (EVP), ehemaliger Ministerpräsident und bereits geschäftsführend Kommissar für Wirtschaft und Währung.

FRANKREICH: Pierre Moscovici (S&D), früherer Finanzminister.

GRIECHENLAND: Dimitris Avramopoulos (EVP), bisher Verteidigungsminister.

GROSSBRITANNIEN: Jonathan Hill (ECR), EU-kritischer Koordinator der Regierungsgeschäfte im Oberhaus.

IRLAND: Phil Hogan (EVP), bisher Umweltminister.

ITALIEN: Federica Mogherini (S&D), bisher Außenministerin, ist neue EU-Außenbeauftragte.

KROATIEN: Neven Mimica (S&D), bisher Kommissar für Verbraucherschutz.

LETTLAND: Valdis Dombrovskis (EVP), ehemaliger Ministerpräsident.

LITAUEN: Vytenis Povilas Andriukaitis (S&D), bisher Gesundheitsminister.

LUXEMBURG: Jean-Claude Juncker (EVP), ehemaliger Ministerpräsident und Eurogruppen-Chef.

MALTA: Karmenu Vella (S&D), früherer Tourismusminister.

NIEDERLANDE: Frans Timmermans (S&D), bisher Außenminister.

ÖSTERREICH: Johannes Hahn (EVP), bisher Kommissar für Regionalpolitik.

POLEN: Elzbieta Bienkowska (EVP), bisher Stellvertreterin von Ministerpräsident Donald Tusk, der EU-Ratspräsident wird.

PORTUGAL: Carlos Moedas (EVP), bisher Staatssekretär

RUMÄNIEN: Corina Cretu (S&D), bisher EU-Abgeordnete

SCHWEDEN: Cecilia Malmström (Liberale), bisher Kommissarin für Innenpolitik.

SLOWAKEI: Maros Sefcovic (S&D), bisher Kommissar für Institutionelle Beziehungen und Verwaltung.

SLOWENIEN: Alenka Bratusek (Liberale), ehemalige Ministerpräsidentin

SPANIEN: Miguel Arias Canete (EVP), ehemaliger Landwirtschaftsminister.

TSCHECHIEN: Vera Jourova (Liberale), bisher Ministerin für Regionale Entwicklung.

UNGARN: Tibor Navracsics (EVP), bisher Außenminister.

ZYPERN: Christos Stylianides (EVP), ehemaliger Regierungssprecher und EU-Abgeordneter.

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