"Es wird sehr schwierig, Libyen zu stabilisieren"

"Es wird sehr schwierig, Libyen zu stabilisieren"
Islamexperte - Neue Regierung und die Entwaffnung der Bevölkerung als größte Herausforderungen

Der renommierte deutsche Islamexperte Udo Steinbach sieht die gewaltsamen Aufstände in Nordafrika erst als Beginn einer Neuordnung. Gerade in Libyen sei die Entwicklung auch nach dem vermeldeten Tod von Muammar al-Gaddafi unvorhersehbar.

KURIER: Sind Sie zuversichtlich, dass sich die Lage in Libyen jetzt bald beruhigt?
Udo Steinbach:
Es wird sehr schwierig, Libyen zu stabilisieren. Nicht zuletzt, weil der Widerstand derart anhaltend war. Das heißt, dass er auch möglicherweise nach dem Ende der Kämpfe hier und da weitergeführt werden könnte. Es wird also keine leichte Aufgabe sein, Libyen in eine stabile Zukunft zu führen.

Welche Rolle spielt dabei der Übergangsrat?
Das erste, was er zu tun hat, ist jetzt eine neue Regierung zu bilden. Das hat man bisher versucht, aber nicht geschafft. Die notwendigen Maßnahmen reichen von der Abrüstung großer Teile der Bevölkerung bis hin zur Herstellung einer funktionierenden Verwaltung.

Welche Schwierigkeiten kommen auf den Rat zu, und welche Figuren spielen dort überhaupt eine Rolle?
Der Übergangsrat besteht aus vier Elementen: Zum einen sind das Angehörige der alten Gaddafi-Administration (Ex-Diplomaten und Ex-Funktionäre). Das andere sind die Führer der ersten Stunde aus dem Osten des Landes. Dazu kommen noch Libyer, die schon bald nach dem Ausbruch der Intifada (arabisch: sich erheben) aus dem Ausland nach Libyen zurückgekommen sind. Und das vierte Element sind Islamisten, die schon in den 1990er-Jahren teilweise vom Ausland - auch von den Vereinigten Staaten - instrumentalisiert wurden und in Libyen gegen Gaddafi gekämpft haben.

Welche Risiken gibt es innerhalb des Übergangsrates?
Manche haben wegen der Islamisten schon das Handtuch geworfen. Und: Man wird sich nur sehr schwer auf eine neue Regierung verständigen können, die im Volk akzeptiert wird. Dadurch können die notwendigen Schritte nicht gemacht werden. Das Entscheidende ist, die Bevölkerung wieder abzurüsten und Sicherheitskräfte aufzubauen, die wirklich kontrollierbar sind und nicht ihre eigenen Machtspielchen weiter spielen können.

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