Ergebnis der Volkszählung erzürnt Bosniens Serben
Drei Jahre bis zur Präsentation der Ergebnisse einer Volkszählung – diese rekordverdächtig lange Auswertungszeit hat weniger mit der komplizierten Methode der Befragung zu tun als vielmehr mit der Tatsache, dass Volkszählungen in Bosnien-Herzegowina ein höchst politische und heikle Angelegenheit sind.
Jetzt liegen die Ergebnisse auf dem Tisch – und sorgen erneut für heftigen Unmut.
Unbestritten ist nur die Tatsache, dass die frühere jugoslawische Teilrepublik in den vergangenen 25 Jahren rund ein Fünftel ihrer Bevölkerung verloren hat. Heute leben nur noch rund 3,5 Millionen Menschen in der Balkanrepublik. Vor dem Krieg (1992 bis 1995), dem rund 100.000 Menschen zum Opfer fielen und der zeitweise bis zu zwei Millionen Menschen in die Flucht trieb, waren es noch 4,4 Millionen. Nach den Kämpfen kehrten nicht alle Vertriebenen zurück. Zudem bewog die triste wirtschaftliche Lage des politisch noch immer geteilten Landes vor allem viele junge Bosnier zur Emigration.
Wirklich erzürnt aber sind Bosniens Serben. Sie wehren sich vehement dagegen, dass die Muslime im Land (die sich Bosniaken bezeichnen) erstmals mit 50,1 Prozent die absolute Bevölkerungsmehrheit stellen. Bosniens Serben kommen laut Volkszählung auf rund 30,8 Prozent und die kroatische Minderheit auf knapp 15,5 Prozent der Menschen im Vielvölkerstaat.
Aus der Sicht des Präsidenten des serbischen Landesteiles, der Republika Srpska, handle es sich um "spekulative Resultate". Denn bei der Zählung wurden laut Milorad Dodik auch die Auslandsbosnier mitgerechnet, und diese setzen sich überwiegend aus Muslimen und Kroaten zusammen. Doch auch ohne die Auslandsbosnier würden die Muslime in Bosnien mit klarem Abstand die Mehrheit stellen.
Die Statistik-Behörde der EU stellte allerdings klar. Die Methoden der Volkszählung in Bosnien seien korrekt. Brüssel hatte die Durchführung – und Auswertung – einer korrekten Volkszählung zur Bedingung gemacht, bevor es zu Fortschritten im EU-Annäherungsprozess kommen könne. Im Februar hatte die Regierung in Sarajewo ihren offiziellen EU-Beitrittsantrag an Brüssel übergeben.
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