Erdrutsch in Papua-Neuguinea: Suche nach Vermissten eingestellt

Erdrutsch in Papua-Neuguinea: Suche nach Vermissten eingestellt
Das Katastrophengebiet wird zu einem Massengrab erklärt. Wie viele Menschen tatsächlich Opfer des Erdrutsches wurden, ist weiterhin unklar.

Zwei Wochen nach dem verheerenden Erdrutsch in Papua-Neuguinea haben die Rettungsteams in dem pazifischen Inselstaat die Suche nach weiteren Opfern und die Bergung von Leichen eingestellt

Das Katastrophengebiet werde zu einem Massengrab erklärt, teilten örtliche Behörden nach Medienberichten von Freitag mit. Der örtliche Katastrophenschutz hatte von rund 2.000 Verschütteten gesprochen. Bisher konnten nur elf Leichen geborgen werden.

Risiko zu groß

Das Risiko neuer Einstürze sei zu groß. Daher wurden auch weitere Evakuierungen angeordnet. Zuvor hatten Experten bereits erklärt, es gebe praktisch keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden. Ministerpräsident James Marape sagte finanzielle Hilfe für den Wiederaufbau zu. Die betroffenen Einwohner würden umgesiedelt.

Es ist weiterhin nicht bekannt, wie viele Menschen unter den Massen aus Geröll und Schlamm begraben wurden.

Auch die Unglücksursache ist weiter unklar. Auf der Tropeninsel hatte es zuvor heftig geregnet. Auch liegt Papua-Neuguinea auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, einer der seismisch aktivsten Zonen der Erde. So hatte nur wenige Tage vor dem Erdrutsch ein Beben der Stärke 4,5 die Provinz Enga erschüttert.

Dorf Mulitaka fast vollständig ausgelöscht

Das Dorf Mulitaka am Hang des Berges Mungalo wurde fast vollständig ausgelöscht. Stammeskämpfe in der Region behinderten den Zugang für Hilfsgüter und schweres Bergungsgerät, Bewohner umliegender Dörfer gruben mit Schaufeln und Holzlatten nach den Verschütteten. Die Regierung des Pazifikstaates bat um internationale Hilfe.

Das Unglück hatte sich am 24. Mai in einem entlegenen Gebiet des Inselstaats ereignet. Zahllose Häuser und die darin schlafenden Bewohner wurden von Erdmassen begraben. Der Erdrutsch verschüttete eine Fläche von der Größe von vier Fußballfeldern unter einem Gemisch von riesigen Felsbrocken, entwurzelten Bäumen und meterdicken Erdmassen. Rettungsteams und Bewohner umliegender Dörfer suchten mit einfachsten Hilfsmitteln nach Opfern. 

Wettlauf gegen die Zeit

Rettungskräfte kämpften nach dem verheerenden Erdrutsch im abgelegenen Hochland verzweifelt darum, noch Überlebende aus den Erd- und Gesteinsmassen zu bergen. „Wir können nur hoffen, dass wir in der kurzen Zeit, die uns bleibt, zumindest dazu beitragen können, noch mehr Leben zu retten“, zitierte damals der australische Sender AAP am Montag Serhan Aktoprak, Missionschef der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in dem Inselstaat. „Aber die Zeit arbeitet gegen uns.“

Erdrutsch in Papua-Neuguinea: Suche nach Vermissten eingestellt

Die Rettungsbemühungen waren sehr schwierig, weil es auch nach dem Unglück gefährliche Steinschläge gab und unter den Trümmern zudem Wasser floss. Auf Videos aus dem Katastrophengebiet waren Menschen zu sehen, die barfuß und nur mit Schaufeln versuchten, Angehörige und Freunde unter den riesigen Geröllmassen zu finden.

Bagger und Hilfsgüter wegen Stammesrivalitäten blockiert

Schwere Maschinen, Bagger und Hilfsgüter sollten eigentlich zwei Tage nach dem Erdrutsch am Unglücksort in der Provinz Enga eintreffen. Ihr Transport wurde jedoch durch Kämpfe rivalisierender Stämme entlang der einzigen Zufahrtsstraße in die Region verzögert.

 Eine genaue Schätzung der Opferzahl ist schwierig, weil in den vergangenen Jahren zahlreiche Menschen aus der Umgebung vor Stammesgewalt in das jetzt verschüttete Dorf Mulitaka geflohen waren. "Niemand ist davongekommen", berichtete der Lehrer Jacob Sowai aus einem Nachbardorf. "Wir wissen nicht, wer alles umgekommen ist, weil alle Aufzeichnungen verschüttet sind."

Erdrutsch in Papua-Neuguinea: Suche nach Vermissten eingestellt

Aktoprak hatte anfangs mitgeteilt, dass mindestens 670 Tote befürchtet würden. Die meisten Häuser seien sechs bis acht Meter tief unter dem Geröll begraben worden. Das Dorf Yambali in der isoliert liegenden Provinz Enga wurde den Angaben zufolge komplett von dem Erdrutsch verschüttet. Die Anwohner schliefen, als in der Nacht zum 24. Mai plötzlich ein halber Berg zu Tal stürzte.

Hilfe aus Australien und Neuseeland

Australien und Neuseeland haben den Menschen im Katastrophengebiet in Papua-Neuguinea Hilfen in Millionenhöhe zugesagt. Australien kündigte nun an, dem nördlichen Nachbarstaat 2,5 Millionen Australische Dollar (1,5 Millionen Euro) an humanitärer Hilfe bereitzustellen. Neuseeland versprach am Dienstag 1,5 Millionen Neuseeländische Dollar (850 000 Euro). 

"Als enger Nachbar und Freund werden wir alles tun, was wir können, um Unterstützung zu leisten", schrieb der australische Verteidigungsminister und Vizepremier Richard Marles auf X. Die australischen Streitkräfte arbeiteten eng mit ihren Kollegen in Papua-Neuguinea zusammen, um die Hilfe zu koordinieren. "Dies ist eine absolute Tragödie“, betonte Marles. "Unsere beiden Länder liegen sehr, sehr nahe beieinander, und in Momenten einer Naturkatastrophe haben sie uns sehr schnell unterstützt - und wir tun nun dasselbe.“

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