Erdogan geht auf Konfrontation zu den USA

Erdogan erklärte de facto die USA und Obama zu Feinden
Unterstellungen, die Vereinigten Staaten seien in den Putschversuch verwickelt. Harte Replik aus Washington.

Härte nach innen und Härte nach außen – nachdem er aus dem Putschversuch als eindeutiger Sieger hervorgegangen ist, holt der türkische Präsident Tayyip Erdogan zum Rundumschlag aus, der auch den NATO-Partner USA trifft.

Von dem fordert der Staatschef nämlich die Auslieferung des Predigers Fethullah Gülen, weil er der Drahtzieher des erfolglosen Umsturzes gewesen sei (siehe oben). Nachsatz: Jedes Land, das Gülen unterstütze, werde als im Kriegszustand mit der Türkei betrachtet, sagte Premier Binali Yildirim. Noch weiter ging Arbeitsminister Süleyman Soylu, der Washington sogar unterstellt, in den Coup verwickelt zu sein: "Der Urheber dieses Putsches ist Amerika – so lange es Fethullah Gülen dort behält."

"Völlig falsch"

US-Außenminister John Kerry trat den Anwürfen schroff entgegen. Washington werde Ankara zwar dabei helfen, die Verantwortlichen des Umsturzes ausfindig zu machen, Maßnahmen würden aber nur dann ergriffen, wenn dem Beschuldigten etwas nachgewiesen werden könne. Eine Involvierung in den Putsch wies der amerikanische Chefdiplomat scharf zurück. Das sei völlig falsch, und wer so etwas behaupte, beschädige die Beziehungen zwischen den beiden Staaten.

Die sind derzeit ohnehin nicht besonders gut. Denn dass die USA die nordsyrischen Kurden in deren Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) unterstützen, ist Erdogan ein Dorn im Auge. Er befürchtet, dass in der Region ein eigenständiger Kurden-Staat entstehen könnte. Weil das Auswirkungen auf die türkischen Kurden haben würde, will Ankara das mit allen Mitteln verhindern.

Unmittelbar nach dem Putschversuch ließ die türkische Führung die NATO-Basis Incirlik bis Sonntag abriegeln. Somit konnten von dort keine US-Kampfjets aufsteigen, um IS-Stellungen zu bombardieren. Gestern wurde auch der türkische Kommandeur des Stützpunktes festgenommen.

Der Türkei-Experte Gareth Jenkins zu den Spannungen Ankara/Washington: "Im Grunde hat er (Erdogan) erklären lassen, dass die USA der Feind der Türkei sind." Damit habe er sein Land in eine Ecke manövriert, aus der es schwer herausfinden werde.

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