Mehr als 19.000 Tote nach Beben in der Türkei und Syrien

TURKEY-SYRIA-QUAKE
Die Opferzahlen nach dem verheerenden Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion steigen weiter. Dennoch werden immer noch Verschüttete lebend geborgen.

Die Zahl der Todesopfer nach dem verheerenden Beben in der Nacht auf Montag ist mittlerweile auf mehr als 19.000 gestiegen. Bei dem Beben sind demnach mehr Menschen umgekommen als bei dem bisher schlimmsten Beben 1999 mit 17.000 Toten.

In der Türkei gebe es inzwischen mehr als 16.000 bestätigte Todesopfer und mehr als 63.000 Verletzte, teilte die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu in der Nacht auf Donnerstag mit. In Syrien sind bei dem Beben mindestens 3.200 Menschen ums Leben gekommen.

"Wunder": Mutter mit Kindern gerettet

Und trotzdem werden immer noch Verschüttete lebend geborgen, die für kleine "Wunder" sorgen zwischen Not und Elend: In der Türkei haben Einsatzkräfte eine Mutter mit ihren zwei Kindern nach 78 Stunden unter den Trümmern gerettet. Bilder zeigten am Donnerstag, wie Helfer die Frau und die Kinder auf einer Liege und in Tragetüchern unter Applaus zum Krankenwagen trugen.

Sie hatten in der Provinz Kahramanmaras unter den Trümmern ihres Hauses ausgeharrt. Die Helfer fielen sich in die Arme. Einer sagte dem Sender CNN Türk, er sei glücklich über den kleinen Erfolg. 15 Stunden lang hätten sie daran gearbeitet, die Familie zu befreien.

Deutsche und britische Helfer konnten ebenso in Kahramanmaras eine Mutter und ihr Kind bergen. Fast 20 Stunden mussten sich die Helfer durch die Trümmer arbeiten. Mit schwerem Gerät und in Handarbeit gelang es schließlich, einen Tunnel durch die Trümmer zu legen, um beide gegen 00:30 Uhr retten zu können. 

Mehr als drei Tage nach dem katastrophalen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet schwindet die Hoffnung auf letzte Überlebende und steigt die Zahl der Toten unaufhörlich. Unter den Trümmern der vielen Tausend eingestürzten Gebäude in beiden Ländern sind vermutlich noch Zehntausende Opfer zu befürchten.

Mehr als 100.000 Helfer sind nach Regierungsangaben im Einsatz. Sie werden von Suchhunden unterstützt.

Baby lebend geborgen

Dem Sender TRT World zufolge konnten in der Türkei bisher etwa 8.000 Menschen aus den Trümmern gerettet werden. Eine Reporterin des Fernsehkanals berichtete über den verzweifelten Kampf gegen die Zeit: "Die Retter weigern sich, aufzugeben."

Aber die Momente der Freude über eine weitere Rettung würden immer seltener.

Mehr als 19.000 Tote nach Beben in der Türkei und Syrien

Und es gibt noch immer Erfolgsmeldungen: So wurde ein 24-jähriger Mann rund 64 Stunden nach dem Beben in der türkischen Provinz Kahramanmaras gerettet.

In der Provinz Hatay konnte nach Angaben vom Mittwochabend eine 75-Jährige 60 Stunden nach der Naturkatastrophe aus den Trümmern befreit werden.

In der Südprovinz Adiyaman wurde ein sieben Monate altes Baby lebend gefunden.

Bundesheer rettet drei Personen aus Trümmern

Das österreichische Bundesheer hat bereits drei verletzte Person aus den Trümmern gerettet. Das bestätigte Oberstleutnant Pierre Kugelweis, der sich aktuell im Katastrophengebiet aufhält.

Einem Mann musste der Arm amputiert werden. Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte am Abend den Einsatz des Heeres.

Seit Dienstag sind 81 Soldaten und vier Soldatinnen der Katastrophenhilfseinheit Austrian Forces Disaster Relief Unit (AFDRU) im Einsatz in der türkischen Provinz Hatay. Die dicht besiedelte Region ist eines der am stärksten betroffenen Gebiete nach dem verheerenden Erdbeben. "Es gibt nur mehr wenige Gebäude, die nicht zerstört sind. Die Leute schlafen in ihren Autos unter Zeltplanen", sagte Bernhard Lindenberg, stellvertretender Kommandant der Spezialeinheit, im Gespräch mit der APA. "Die Lage ist schlimmer als erwartet."

Unterstützt werden die Soldaten von vier Bergrettern des Verbandes Niederösterreich-Wien sowie sechs Rettungshunden. Am Donnerstag soll eine Fracht-Maschine weitere Ausrüstung für das AFDRU-Kontigent bringen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Mittwoch "Defizite" im Krisenmanagement nach der Katastrophe eingeräumt. Bei einem Besuch von zwei besonders betroffenen Regionen sagte er allerdings auch, es sei nicht möglich, "auf so ein Erdbeben vorbereitet zu sein".

Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das türkisch-syrische Grenzgebiet Montagfrüh erschüttert. Rettungskräfte in beiden Ländern versuchten in der Nacht auf Donnerstag bei weiter eisigen Temperaturen verzweifelt, noch mögliche Überlebende zu finden. 

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