Auch im Inneren der Stadt wird das Ausmaß des Schadens erst allmählich spürbar: „Gestern haben wir zwei Kinder retten können. Doch es sind sicher noch zehn Personen allein in diesem Gebäude“, sagt ein Anrainer dem Sender Euronews, blickt besorgt auf den Trümmerhaufen. Ein Rettungstrupp sei zwar eingetroffen, doch die meisten hätten keine Ausrüstung.
Nicht weit von dort sind 85 Soldaten der Katastrophenhilfseinheit „Austrian Forces Disaster Relief Unit“ (AFDRU) im Einsatz, suchen nach Verschütteten in einem eingestürzten Krankenhaus: „Wir haben bereits Lebenszeichen geortet, bald werden wir damit beginnen, die Trümmer zu zerschneiden und die Verschütteten zu bergen“, sagt der AFDRU-Kommandant, Major Bernhard Lindenberg, zum KURIER.
Wenige Stunden später vermeldet die Einheit, einen Verschütteten lebend geborgen zu haben - einen Mann, dem später ein Arm amputiert werden musste. „Die Lage ist schlimmer als erwartet. Es gibt nur mehr wenige Gebäude, die nicht zerstört sind. Die Leute schlafen in ihren Autos unter Zeltplanen“, setzt er nach.
Die gesamte Nacht habe ein Erkundungsteam den Einsatz vorbereitet, jetzt arbeiten zwei Teams daran, Menschenleben zu retten, ein drittes steht als Reserve bereit.
Ein Team umfasst 16 Personen, die sich aus Spezialisten des Rette- und Bergeteams, zwei Rettungshunden sowie je einem Notarzt und Notfallsanitäter zusammensetzen. „Wir sind rund um die Uhr im Einsatz – jedes Team etwa zwölf Stunden am Stück, ehe es von der nächsten Gruppe abgelöst wird“, sagt Lindenberg.
Die Zeit drängt – Freitagfrüh laufen die 100 Stunden aus, die nach Lehrbuch das wichtigste Zeitfenster sind, um Überlebende bergen zu können. Erschwerend kommen die Temperaturen hinzu. Lindenberg: „In der Nacht hat es hier bis zu minus zehn Grad, untertags fünf bis zehn – und die Temperaturen dürften noch weiter sinken.“
Doch auch nach den verstrichenen hundert Stunden wird die Einheit bleiben: „Wir hören erst zu suchen auf, wenn wir alle Leute aus den Trümmern herausgeholt haben“, sagt Lindenberg, der sich um seine 81 Männer und vier Frauen keine Sorgen macht: „Natürlich ist so ein Einsatz psychisch und physisch sehr fordernd, aber alle sind top ausgebildet.“
Zusätzlich ist ein Psychologe vor Ort, der sich um die Soldaten kümmern wird.
Indes konnten italienische Rettungskräfte einen Buben aus einem eingestürzten Haus in Antakya retten, zuvor wurde ein Student mitsamt seiner Katze lebendig geborgen. Noch sind weitere solcher Wunder möglich.
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