Epstein-Akten: Angst vor Mega-Vertuschung – FBI soll Trump-Spuren getilgt haben
Donald Trump mit seiner heutigen Ehefrau Melania, Investmentbanker Jeffrey Epstein mit Partnerin Ghislaine Maxwell (v. l. n. r.) im Jahr 2000 auf Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida: „Ein großartiger Kerl.“
Der Verdacht ist nicht neu – doch selten war er so drängend wie jetzt, da die im Repräsentantenhaus in Washington beinahe einstimmig beschlossene Freigabe der Justiz-Akten über den ehemaligen Trump-Buddy und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein bevorstehen könnte: Wurden belastende Materialien, insbesondere solche, die Präsident Donald Trump betreffen könnten, längst aus den Ermittlungsunterlagen getilgt? Kommt nach jahrelangem Streit am Ende nur eine chirurgisch klinisch gesäuberte Version des größten Sex- und Machtmissbrauchsskandals der amerikanischen Gegenwart an die Oberfläche?
Einer, der diese Sorge seit Jahren öffentlich ausspricht, ist Mark Epstein, der Bruder des Verstorbenen. Er glaubt, dass US-Behörden von Anfang an vertuscht haben. „Das FBI hat mir nie Antworten gegeben. Sie haben Dinge versteckt. Sie wollen nicht, dass die Wahrheit herauskommt“, sagte er 2020 gegenüber dem Miami Herald. Später wurde er noch deutlicher: „Sie kontrollieren die Informationen – nicht wir. Und sie entscheiden, was verschwindet.“
Überwachungsmaterial aus Gefängnis „unerklärlich weg“
Mark Epstein behauptete zudem, dass Überwachungsmaterial aus dem Gefängnis, in dem sein Bruder im Sommer 2019 tot aufgefunden wurde, „unerklärlich weg“ sei – insbesondere die Videoaufnahmen jener Nacht, in der Jeffrey Epstein starb. In einer eidesstattlichen Erklärung formulierte er: „Es ist unmöglich, dass zwei Kameras genau in diesem Moment ausfallen, ohne dass jemand nachhilft.“
Für viele, die heute eine Manipulation der Akten befürchten, ist Mark Epstein damit eine Art Kronzeuge. Sein jüngster Kommentar (nach dem Sinneswandel von Trump, der erst am vergangenen Sonntag erstmals die Freigabe der Akten unterstützte), löste Alarmglocken aus: „Der Grund, warum sie diese Dinge veröffentlichen werden, der Grund für den Sinneswandel ist, dass sie diese Akten bereinigen. Es gibt eine Einrichtung in Winchester, Virginia, wo sie die Akten bereinigen, um die Namen der Republikaner zu entfernen.“
Ein ehemaliger FBI-Ermittler, der anonym bleiben will, stützte die Behauptung gegenüber dem Fernsehsender MSNBC: „Jede Information, die Trump belastet hätte, war weg, bevor sie je das Licht der Welt hätte sehen können.“
Insider berichten von „vernichteten Medien-Dateien“
Gemeint sind vor allem elektronische Kommunikationsstränge, interne Vermerke, GPS-Daten aus Epsteins Privatjets – und Bildmaterial. Besonders brisant: Insider berichten von „vernichteten Medien-Dateien“, also Fotos und Videos, die Epstein und Maxwell zur Erpressung prominenter Gäste genutzt haben sollen. „Wenn es Trump betraf, wurde es gelöscht“, sagte ein früherer Behördenmitarbeiter. Bewiesen ist das nicht. Aber der Verdacht hat Gewicht. Zugriff auf die Daten hatten nur das FBI und das Justizministerium.
Und hier gab es belegte Ungereimtheiten: Im November 2023 bestätigen Beamte dem Justizausschuss, dass bestimmte Video- und Fotodateien „nicht mehr auffindbar“ seien. Im Jänner 2024 wurde der interne Datenserver, auf dem ältere Epstein-Dateien lagen, laut Justizministerium „neu strukturiert“. Ein IT-Spezialist berichtete anonym: „Da sind Terabytes verschwunden. Niemand konnte erklären wohin.“ Im Mai 2024 meldeten Insider, dass Bildmaterial aus Epsteins Anwesen „endgültig gelöscht“ wurde. Ein beteiligter Techniker sagte: „Mir wurde gesagt: Löschen und vergessen.“ Alles perfekt gereinigt?
Der ehemalige Bundesanwalt Elie Honig, heute CNN-Analyst, sagt: „Es wäre naiv anzunehmen, dass die Trump-Regierung keinerlei Einfluss auf die Dokumentation eines Falls hatte, der sie politisch hätte beschädigen können.“ Die Rechtsprofessorin Kim Wehle warnte bereits 2023 auf dem Sender PBS: „Akten sind formbar. Es ist nicht schwer, etwas verschwinden zu lassen – und noch schwerer, es später zu beweisen.“
Demokraten bloßgestellt?
Dass nun möglicherweise primär politisch unliebsame Demokraten wie Bill Clinton, Larry Summers und Reid Hoffman bloßgestellt werden könnten, steigert das Misstrauen, gilt gleichwohl in Washington als nicht unwahrscheinliches Szenario. Die Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez warnt bereits: „Wenn ausgerechnet nur Gegner des Präsidenten in den Unterlagen auftauchen, wissen wir, was passiert ist.“
Ihre Partei-Kollegin Stacey Plaskett sekundiert: „Wenn eine Akte zu perfekt aussieht, wurde sie vielleicht perfektioniert.“ Der republikanische Abgeordnete Thomas Massie, einer der stärksten Treiber für die Freigabe, macht in Zwangs-Optimismus: „Ich hoffe wirklich, dass wir nicht nur das sehen werden, was übriggelassen wurde.“
Veröffentlichugn nicht gesichert
Zumal: Trotz des überwältigenden 427:1-Votums von Demokraten und Republikanern im Repräsentantenhaus ist die Veröffentlichung keineswegs gesichert. Justizministerin Pam Bondi kann alles zurückhalten, was angeblich „laufende Ermittlungen gefährdet“. Ein Schlupfloch, das selbst die republikanische Hardlinerin Marjorie Taylor Greene als „gefährlich offen“ bezeichnet.
Die Frage ist damit größer als der Fall selbst: Werden die Epstein-Akten zu einem Moment der Transparenz – oder zum sichtbarsten Beispiel staatlicher Informationskontrolle in der jüngeren US-Geschichte?
Ein demokratischer Senator versuchte eine Antwort mit Sarkasmus: „Trump ist der einzige Mann in Washington, der die Epstein-Akten freigibt – und gleichzeitig verhindert, dass irgendetwas Gefährliches drinsteht.“
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