Alles stand im Maisuka Health Centre III für die offizielle Einweihung der Photovoltaikanlage bereit: das gesamte Team, die Lokalpolitik, die Pavillons, die weißen Monobloc-Plastiksessel für die Ehrengäste und natürlich die Gäste selbst.
Großer Bahnhof für ein paar PV-Module. Doch was bei uns schon lange keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorholt, ist hier der Unterschied zwischen Leben und Tod.
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Und so ließ sich auch niemand von dem Wolkenbruch, der von einer Minute auf die andere über das sattgrüne Hügelland im Westen Ugandas hereinbrach, aus dem Konzept bringen.
Zu lange hatte man sich darauf gefreut, den angereisten Vertreterinnen und Vertretern von Südwind, einer österreichischen Organisation für Entwicklungszusammenarbeit, und deren lokaler Partner-NGO Environmental Alert (EA) für ihr Engagement zu danken. Denn dank ihnen gab es hier nun etwas noch nie Dagewesenes: Strom.
Weit, weit weg
Die Provinz Kibaale ist wunderschön, geradezu lächerlich fruchtbar – und äußerst entlegen. Die nächste Hauptstraße ist zwar - wie die nächste Stromleitung - nur etwa 20 Kilometer Luftlinie entfernt.
Auf den Erdpisten, die insbesondere in der Regenzeit nahezu unpassierbar werden, fühlt es sich aber mehr nach einem anderen Planeten an, selbst für Einheimische wie Carolyne Nakajubi. „Die Unzugänglichkeit der Region war beim ersten Besuch ein Schock für mich“, erzählt die Projektmanagerin von Environmental Alert.
Als das Sozialministerium während der Pandemie eine Sonderförderschiene zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten auflegte, nutzten die Partner Südwind und EA die Gelegenheit, die Gesundheitsversorgung in der Region zu verbessern.
Der Hebel dafür war die Anschaffung eines Kühlschranks für Impfstoffe; der Mehrwert ist aber gewaltig, das erzählt einem jeder, mit dem man hier spricht.
Rund 20.000 Menschen versorgt das Maisuka Health Centre. Die meisten Patientinnen und Patienten kommen mit Malariainfektionen, doch weder konnten Medikamente gekühlt gelagert noch mikroskopische Untersuchungen durchgeführt werden.
Geburten mit Handytaschenlampe
Zusätzlich ist Maisuka die einzige Geburtenstation weit und breit. Bei Geburten nach Sonnenuntergang waren bis vor Kurzem Handytaschenlampen die einzige Lichtquelle – wenn sie denn noch Akku hatten, erzählt Hebamme Neeza Agaba. Bei Frauen, die alleine kamen, stellte sich zudem die Frage: „Wer hält das Handy?“
Die Konsequenz war, dass viele Frauen unter traditionellen Methoden zu Hause entbanden.
Schneller Effekt
Die Auswirkungen der Elektrifizierung waren sofort spürbar, sagt Agaba, „die Frauen haben jetzt viel mehr Vertrauen in das Zentrum.“
William Sekate kann das auch mit Zahlen belegen. Kamen im Jahr zuvor 220 Frauen zur Entbindung, waren es in den ersten neun Monaten nach der Installation der Anlage rund 400. „Eine deutliche Steigerung“, resümiert der 28-jährige Leiter der Einrichtung.
Mit vielfältigen positiven Auswirkungen, denn das steigende Vertrauen in die Geburtenstation wirkt wie ein Türöffner: „Sind die Frauen einmal hier, können wir sie auch über Themen wie Verhütung, Hygiene, Ernährung und Impfungen aufklären“, sagt Sekate.
Nachhaltige Hilfe
Diese Aufklärungsarbeit ist speziell für Südwind zentral, sagt Projektleiterin Katharina Nosal. Sie erweitert das Ganze nämlich um eine Ebene, die in der Entwicklungszusammenarbeit sonst allzu häufig auf der Strecke bleibt: Nachhaltigkeit.
Häufig komme man wohin, ziehe ein abgegrenztes Projekt durch und sei wieder weg. Auch wenn man vor Ort sieht, dass rundherum das eine oder andere notwendig wäre, um das Ganze wirklich rund zu machen, das Projekt also etwas auszuweiten, sei das oft nicht möglich.
„Das hat mich immer wieder fix und fertig gemacht“, sagt Nosal. Bei „Empower Healthcare“, so der Name des nunmehr abgeschlossenen Programms, war das anders.
Die größten finanziellen Einzelbrocken waren natürlich die Anschaffung der PV-Anlagen sowie eines Motor-Dreirads zum Krankentransport und Verbrennungsöfen für medizinischen Abfall für zwei andere Gesundheitszentren.
Lokale Community stärken
Ein Teil des Projektbudgets floss aber eben auch in begleitende Maßnahmen, um die Resilienz der Community zu stärken.
Förderung
Insgesamt standen für das zweijährige Projekt 320.000 Euro zur Verfügung. 300.000 Euro als Förderung des Sozialministeriums, die übrigen 20.000 wurden von den Spenderinnen und Spendern von Südwind aufgebracht.
Inhalt
Finanziert wurden damit einerseits die technischen Anschaffungen, andererseits Schulungen und Trainings.
Offenlegung
Die Reise nach Uganda erfolgte auf Einladung von Südwind und wurde aus dem Projektbudget beglichen.
Rund 60 Jugendliche und junge Erwachsene wurden ausgebildet, um die beiden installierten PV-Anlagen in Maisuka und Kasonga lokal warten zu können. Andere wurden in der Produktion von Seifen und Damenbinden geschult, um ein Plus an Hygiene mit neuen Einkommensmöglichkeiten zu verbinden.
Informationen und Hilfe vor Ort
Und schließlich wurden Weiterbildungen und Informationsmaterial für die sogenannten „Village Health Teams“ finanziert. Das sind Freiwillige, die von zu Hause aus, aber auch unterwegs in den Dörfern fliegende medizinische Beratung anbieten und eine entsprechend wichtige Rolle in der Versorgung spielen.
Für all das ist die Dankbarkeit groß, auch bei William Sekate, dem Leiter von Maisuka. Seine Wunschliste ist dennoch weiter lang. Ganz oben steht ein Rettungswagen, um bei Komplikationen schneller zum nächstgelegenen Krankenhaus zu gelangen.
42 Kilometer beträgt die Entfernung. Die Hälfte der Strecke besteht aus Erdpisten.
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