Macron: Vom "Mozart" zum Präsidenten
Vor nicht ganz einem Jahr wollte die Mehrheit der Franzosen seinen Rücktritt als Wirtschaftsminister, jetzt ist er ihr Präsident. Emmanuel Macron hat geschafft, was vor ihm noch keinem gelungen ist – mit einer eigenen Bewegung die etablierten Parteien in Frankreich zu pulverisieren.
Erst seit April 2016 besteht seine Bewegung "En Marche!" (Vorwärts!), mittlerweile hat sie fast eine Viertelmillion Mitglieder, Tendenz steigend. Der künftige Präsident Macron vereint verschiedenste politische und wirtschaftliche Strömungen in sich – mit ein Grund, warum ihn seine Wähler als Kandidat der Mitte sahen.
Emmanuel Macron wuchs im nordfranzösischen Amiens auf. Obwohl seine Eltern ihn nicht religiös erzogen, ließ er sich im Alter von zwölf Jahren taufen. Bereits in jungen Jahren entdeckte er seine Liebe zum Klavierspielen, durch die er in späteren Jahren als Wirtschaftsminister als "Mozart des Élysée" bekannt wurde.
Liebe in jungen Jahren
In Paris absolvierte Macron erst ein Philosophiestudium an der renommierten Nanterre-Universität, deren Ausbildung unter anderem der frühere Präsident Nicolas Sarkozy durchlaufen hatte. Später schloss er seine Ausbildung an der prestigeträchtigen Verwaltungshochschule ENA als einer der Besten seines Jahrgangs ab.
2005, im Alter von 28 Jahren, trat Macron eine Stelle als Finanzdirektor in der gewichtigen Finanzinspektion an. Durch seine Beziehungen, die er damals knüpfte, verließ er drei Jahre später das Finanzministerium und arbeitete als Investmentbanker für Rothschild & Cie. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits sein Versprechen wahr gemacht und Brigitte Trogneux geheiratet. Somit ist er Stiefvater von drei Kindern, die im gleichen Alter sind wie er.
Linker Finanzhai
Bei Rothschild & Cie war Macron maßgeblich am Kauf des Pharmaunternehmens Pfizer durch den Großkonzern Nestlé beteiligt. Trotz seiner bürgerlichen Herkunft, seiner Ausbildung an Eliteuniversitäten und seiner Tätigkeit als Investmentbanker bezeichnete sich Macron als Linker – wohl auch aus diesem Grund bestellte ihn François Hollande 2012 zu seinem Finanz- und Wirtschaftsberater im Élysée-Palast.
Das von Krisen gebeutelte Frankreich sollte wieder auf Vordermann gebracht werden, jedoch gab es bei den regierenden Sozialisten zwei Ansichten, wie das zu tun sei. Inmitten von Flügelkämpfen zwischen links und rechts setzte Hollande 2014 seinen Vertrauten Macron als Wirtschaftsminister ein. Dieser verfolgte einen wirtschaftsliberalen Kurs, forderte Steuererleichterungen für Unternehmen.
Währenddessen gingen Tausende gegen das Sparprogramm auf die Straße, Tumulte brachen aus. Jedoch richtete sich die Wut nicht hauptsächlich gegen Macron, sondern gegen die Sozialisten im Allgemeinen. Der Ruf der Partei war ruiniert, Macron nutzte im August die Gunst der Stunde, um als Wirtschaftsminister zurückzutreten und mit seiner Bewegung Präsidentschaftskandidat zu werden. Es scheint kein Zufall zu sein, dass der neue Präsident seine Philosophie-Abschlussarbeit über Niccolò Machiavelli geschrieben hat.
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