Im kleinen Königreich herrscht Mswati III. absolut, kauft Luxusautos, während 60 Prozent seiner Untertanen in Armut leben. Proteste ließ er niederschlagen.
Schüsse, Schreie, ein Soldat feuert dorthin, wo zuerst noch ein Protestler gestanden ist. Ob der Mann getroffen wurde, ist in dem verwackelten Video, das in Sozialen Netzwerken kursiert, nicht ersichtlich. Oppositionelle und NGOs sind sich jedoch sicher: Die Regierung von Eswatini – bis 2018 Swasiland genannt – hat mehr als 20 Menschen getötet, die gegen König Mswati III. auf die Straße gegangen waren.
Diese Woche bestätigte die Regierung 27 Tote, doch „nicht alle“ seien von Armee und Polizei erschossen worden. Proteste gab es immer wieder. Doch als vor ein paar Wochen ein Jus-Student angeblich von Polizisten getötet wurde, entfachte sich der Zorn der Bevölkerung wie nie zuvor.
Bei Kundgebungen verbrannten die Demonstranten Reifen, bewarfen Autos mit Steinen, plünderten und brannten Geschäfte nieder. Laut Regierung verursachten die Aufständischen einen Schaden von 200 Millionen Euro. Die Proteste sind mittlerweile abgeebbt – „aufgrund breiter Repressionswellen“, wie Oppositionelle sagen. Doch die Wut dürfte bleiben. Mswati III., der letzte absolutistische Herrscher Afrikas, könnte fast die Hälfte des angegebenen Schadens aus eigener Tasche bezahlen. Schätzungen zufolge verfügt er über ein Privatvermögen von 100 Millionen Dollar. Doch wann auch immer der 53-Jährige mehr braucht, bedient er sich beim Staatsbudget.
Millionen für Autos
Etwa 2014, als er es vom Parlament kurzerhand um 61 Millionen Dollar erhöhen ließ. Einen großen Teil seines Reichtums investiert er in Autos – für sich und seine 15 Ehefrauen. Im Fuhrpark des Königs steht unter anderem ein Maybach 62, immerhin eine halbe Million Euro wert. 2019 legte der Monarch ordentlich nach, ließ 19 Rolls-Royces auf einem Tieflader ins Land bringen.
Der Bevölkerung entging dies nicht, vielerorts fotografierten Bürger den Transport, verschafften ihrer Wut in Sozialen Medien Luft. Denn 60 Prozent der mehr als 1,2 Millionen Bürger Eswatinis leben unter der Armutsgrenze, verdienen weniger als einen Euro pro Tag.
Das Land leidet unter einer hohen HIV-Rate: Dem UNO-Hilfsprogramm UNAIDS zufolge hat sich die Zahl der HIV-Neuinfektionen seit 2010 zwar halbiert. Dennoch starben 2017 rund 3.500 Menschen an der Immunkrankheit. Um der Krankheit vorzubeugen, schlug ein Abgeordneter Haftstrafen für minderjährige Schwangere vor.
Mswati verfügte Anfang des Jahrtausends ein Sexverbot für Minderjährige – und verstieß knapp nach seiner Ankündigung selbst dagegen. Er nahm sich ein 17 Jahre altes Mädchen zur Frau. Als Buße spendete er später eine Kuh.
Bereits öfters hat der König seine Ehefrauen beim sogenannten Umhlanga, dem „Schilftanz“, ausgewählt: Ein Mal im Jahr marschieren mehrere tausend Jungfrauen barbusig und mit Schilf beladen zur Residenz Mswatis, um dort den Windschutz auszubessern.
Dabei kommt es vor, dass Töchter des Königs mitmarschieren – Seite an Seite mit ihren gleichaltrigen, potenziellen Stiefmüttern. Mit seinen Töchtern verfährt der König nicht zimperlich: Als Prinzessin Sikhanyiso Dlamini eine Party mit lauter Musik und Alkohol feierte, ließ er sie mit einem Stockhieb bestrafen.
Mehr als 1.000 Enkel
Mit seinen 15 Frauen und mehr als 30 Kindern bleibt Mswati zahlenmäßig deutlich hinter seinem Vater zurück: Sobhuza II., der im Jahr 1899 im Alter von vier Monaten seine Regentschaft antrat und bis 1982 herrschte, hatte 70 Frauen, 210 Kinder und mehr als 1.000 Enkelkinder.
Er schaffte in seiner Amtszeit das Parlament ab, sein Sohn setzte es wieder ein. Jedoch ohne Parteien. Die zu wählenden sind ausnahmslos Gefolgsleute von König Mswati III.
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